Kirchenvertreter laden zum Fest der "Trotz-Hoffnung"

Die Drei Heiligen Könige reiten auf Kamelen
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Inmitten von Terror, Angst und Bedrohung kommt Gottes Menschenliebe und Freundlichkeit zur Welt: "Das große, hoffnungstrotzige Dennoch gegen den Hass in der Welt", so EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs.
Botschaften zu Weihnachten
Kirchenvertreter laden zum Fest der "Trotz-Hoffnung"
In ihren Weihnachtsbotschaften setzen die Kirchenvertreter auf Hoffnung und Zuversicht trotz Krisen, Kriegen und persönlicher Ohnmacht. Sie erinnern daran, dass die biblische Weihnachtsgeschichte weit entfernt sei von Idylle.

"Ehrlicherweise ist unser konkreter Einfluss auf die großen Konflikte und Kriege dieser Welt überschaubar, das Gefühl der Ohnmacht ist schwer zu ertragen", sagt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, in ihrer Weihnachtsbotschaft. Inmitten von Terror, Angst und Bedrohung komme aber nun Gottes Menschenliebe und Freundlichkeit zur Welt: "Das große, hoffnungstrotzige Dennoch gegen den Hass in der Welt", so die Hamburger Bischöfin und ruft dazu auf, trotz aller Krisen die Schönheit des Lebens zu feiern. 

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, nennt das Weihnachtsfest "eine Trotzreaktion der Hoffnung". Angst, Erschöpfung und Verunsicherung prägten das Lebensgefühl vielerorts, sagt sie in Speyer. Krisen sollten weder verdrängt werden, noch solle man sich von ihnen bestimmen lassen. Weihnachten stehe für Gottes Nähe inmitten der Dunkelheit und für ein Licht, das die Finsternis durchbreche.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Christiane Tietz, beschreibt Weihnachten als Quelle von Hoffnung. "Gott kommt in unsere Welt. Gott ist da, auch in dunklen Zeiten. Wir sind mit unserer Welt nicht allein", sagt Tietz in ihrer Weihnachtsbotschaft. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, nennt Weihnachten eine "Mut-Botschaft". Das Fest ziele auf "Ent-Fürchtung", Lebensmut und neue Beherztheit und wirbt dafür, in den Gottesdiensten an Heiligabend für Brot für die Welt zu spenden. "Brot für die Welt: Das ist praktisch gelebtes Weihnachten."

Liebe verändert die Welt

Mit einer eindringlichen Weihnachtsbotschaft ruft Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt zu Frieden, Mitmenschlichkeit und Hoffnung auf. Weihnachten erinnere daran, dass nicht übermächtige Gewalt, sondern Liebe die Welt verändert. Von der Hoffnung, die oft ganz unscheinbar beginnt, spricht die Landesbischöfin der Ev. Landeskirche in Baden,  Heike Springhart, in ihrer Weihnachtsbotschaft. "In einer Kerze, die angezündet wird. In einem Wort, das tröstet. In einem Schritt auf jemanden zu, den wir vielleicht lieber meiden würden." Weihnachten lade ein, solche Zeichen nicht zu unterschätzen. 

Frieden ist möglich

Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer hebt in seinem Weihnachtswort die Bedeutung der Friedensbereitschaft hervor. Angesichts der Kriege und Konflikte in der Welt erinnert Kramer an den sogenannten Weihnachtsfrieden im Ersten Weltkrieg. Mitten im schlimmsten Krieg hätten die Menschen ein Weihnachtslied gesungen und beschlossen, nicht mehr zu schießen, sagt der Bischof. An manchen Frontabschnitten habe der Frieden sogar bis Neujahr gewährt, fügt der evangelische Bischof Tilman Jeremias hinzu. Das Weihnachtswunder von 1914 zeige, "dass Friede auch jetzt und hier möglich ist, sogar mitten im Krieg".

Unruhe und Angst gab es schon vor 2.000 Jahren

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, hebt die Friedensbotschaft des Weihnachtsfests hervor. Unruhe und Angst gebe es heute wie vor 2.000 Jahren, so Hofmann in Kassel. "Die Diskussionen um Wehrpflicht und Zivilschutz lassen die Bedrohung spürbar werden." Dazu kämen immer wieder erschreckende Bilder und Nachrichten aus der Ukraine, dem Nahen Osten und dem Sudan. Doch mit Jesus Christus beginne zu Weihnachten Friede und Vertrauen.

Laut dem bayerischen Landesbischof Christian Kopp ruft die Weihnachtsbotschaft zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst und mit anderen auf. Die Geburt des "kleinen und zerbrechlichen" Jesus erinnere daran, in der Gesellschaft miteinander so gut und sorgfältig umzugehen wie mit Kindern, so Kopp. Weihnachten bedeute, aufeinander zu achten, füreinander da zu sein und dem Guten Raum zu geben.

Das Licht für Frieden weiterreichen

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl weist in seiner Weihnachtsbotschaft auf all das Gute hin, das täglich aus Gottes Menschenfreundlichkeit erwächst: "Im Beruf, in Beziehungen, im Ehrenamt, im Engagement für andere geschieht so viel Gutes und Lebensförderliches. Mit Blick auf selbsternannte Erlösergestalten und der zunehmenden Sehnsucht nach autoritären Staatenlenkern weist der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, auf die wahren Kennzeichen des Heilands hin: Sie finden sich in der Ankündigung der Engel.

Gottes "Allgemeine Geschäftsbedingungen" (AGB) seien ein Geschenk, ein Dreiklang, der trage: "Angenommen. Geliebt. Bewahrt." Diese Zusage Gottes an die Menschen gebe Halt, wenn Worte und Sicherheiten fehlten. Mit Blick auf das jedes Jahr aus Bethlehem kommende Friedenslicht betont der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, dass es in diesen Tagen Menschen brauche, "die dieses Licht weiterreichen: ein gutes Wort, das nicht beschönigt, sondern stärkt.

Romantisches Bild der Heiligen Familie

Das romantische Bild der Heiligen Familie und Christi Geburt spiegle nicht die in der Bibel beschriebene Realität wider, erklärt Jerry Pillay, Generalsekretär des  Ökumenische Rats der Kirchen (ÖRK). Der Weltkirchenrat, der Lutherische Weltbund (LWB) und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) rufen mit Blick auf das Weihnachtsfest 2025 zur Zuversicht auf. In ihren Botschaften unterstreichen sie die Kraft des Weihnachtsfestes und erinnern daran, dass die biblische Geschichte nicht von Idylle, sondern von Unsicherheit, Flucht und Bedrohung geprägt ist - gerade deshalb sei sie ein Symbol für Hoffnung. 

Schwierige Bedingungen in Betlehem

In der Geburtsstadt Jesu kann nach Einschätzung des katholischen Nahost-Beauftragten Udo Markus Bentz auch in diesem Jahr nicht unbeschwert Weihnachten gefeiert werden. Es herrschten weiter schwierige Bedingungen. "Vieles, was mit dem Pilgerbetrieb zusammenhängt, gerade zu Weihnachten, ist stark eingeschränkt oder gar nicht möglich.", sagt der Paderborner Erzbischof.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing, schreibt den Kirchen eine bedeutende Rolle in gesellschaftspolitischen Debatten zu. "Kirche muss politisch sein, denn die Botschaft des Evangeliums ist politisch", sagt der Limburger Bischof. Der Speyerer katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann ruft in seiner Weihnachtsbotschaft dazu aufgerufen, in Zeiten von Krieg, Einsamkeit und Not "Gesicht zu zeigen". 

Ditib ruft zu Weihnachten zum Zusammenhalt auf

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) ruft anlässlich des Weihnachtsfests dazu auf, religiöse, ethische und soziale Werte in der Gesellschaft hochzuhalten. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität würden in politischen und gesellschaftlichen Debatten zunehmend relativiert, beklagt der Ditib-Bundesverband am Dienstag in Köln in seiner diesjährigen Botschaft zum christlichen Weihnachtsfest. "Menschen werden auf Kategorien wie Nutzen, Kosten oder Herkunft reduziert, statt in ihrer unverletzlichen Würde wahrgenommen zu werden."

Als Gegenpunkt müssten sich Religionsgemeinschaften für Begegnung, Dialog und Verständigung einsetzen, ruft der größte deutsche Moscheeverband die Kirchen zum gemeinsamen Handeln auf. Weihnachten lenke "den Blick auf die Nähe Gottes in einer verletzlichen Welt", heißt es. Es erinnere daran, dass göttliche Barmherzigkeit nicht fernbleibe, sondern dem Menschen zugewandt sei.