Caritas: Nationale Resilienzstrategie bringt uns voran

Caritas: Nationale Resilienzstrategie bringt uns voran
Deutschland will sich besser auf Krisen vorbereiten und hat dazu eine Resilienzstrategie entwickelt. Deren Umsetzung läuft, doch gibt es nach Ansicht der Caritas noch etliche Mängel.
23.12.2025
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas (epd)

Berlin (epd). Naturkatastrophen, Epidemien oder Kriege: Deutschland will den Schutz seiner Bevölkerung mittels der Nationalen Resilienzstrategie verbessern. Ein erster Bericht zur Evaluierung wurde jüngst veröffentlicht. Der zeige, dass noch viel getan werden müsse und die Reformen mehr Tempo bräuchten, sagte Oliver Müller, Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe bei der Caritas, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dass im Katastrophenfall viel schiefgehen kann, hat die Flut im Ahrtal im Juli 2021 mit 135 Toten gezeigt. Auf solche großen Schadensereignisse will man künftig besser vorbereitet sein. Die Resilienzstrategie fordere die Behörden, die Hilfsorganisationen, aber auch jeden Einzelnen, so Müller: „Die Notwendigkeit, sich mit diesen Themen wirklich auseinanderzusetzen, ist angekommen.“ Er erlebe in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort, dass praktisch jede und jeder etwas zur Krisen- und Katastrophenresilienz beitragen kann.

„Große nationale Aufgabe“

Der Schutz des Gemeinwesens ist laut Müller eine große nationale Aufgabe, vor allem, wenn die Koordinierung von Hilfen auch länderübergreifend zu steuern ist. „Die Strategie setzt einen wichtigen Rahmen und strukturiert das Thema Katastrophenresilienz. Ihre Kernziele - Integration, Kooperation und Koordination - sind absolut richtig“, erläuterte der Fachmann.

Müller warb bei der Umsetzung für eine bessere föderale Koordination mit verbindlicher Einbindung der Kommunen und der Freien Wohlfahrtspflege. Zudem müsse stets genug Geld in die Förderung der Resilienz fließen. Vulnerable Gruppen, die von Krisen stets besonders betroffen seien, müssten besonders berücksichtigt werden. „Auch sollte der Resilienzbegriff stärker sozial und gemeinwesenorientiert ausgerichtet werden, denn er darf nicht bei Technik und Warnsystemen stehen bleiben.“ Zudem brauche man echte Lernprozesse, damit Erfahrungen aus der Praxis der Katastrophenhilfe in Politik und Verwaltung zurückgespielt werden könnten.

Bereitschaft zur Zusammenarbeit

Die Caritas wie auch andere Verbände verfügten über stabile und vertrauensvolle Strukturen in der Fläche, etwa Quartierszentren, Pflegeeinrichtungen, mobile Sozialstationen und Tagesstätten. Diese soziale Infrastruktur müsse gezielt mit den Strukturen des Bevölkerungsschutzes verzahnt werden, „dann entsteht ein enormes Potenzial“. Er nehme bei den anderen Hilfsorganisationen wie Maltesern oder Johannitern eine große Bereitschaft zur Zusammenarbeit wahr. „Oft gibt es bereits Anknüpfungspunkte aus bestehenden Kooperationen. Darauf können wir aufbauen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir in Kommunen wirklich effizient zusammenarbeiten.“