Bericht: Übermäßige Gewalt von Sicherheitskräften in Tansania

Bericht: Übermäßige Gewalt von Sicherheitskräften in Tansania
Die tansanische Polizei hat bei der Niederschlagung von Protesten Dutzende Menschen getötet. Ein Bericht von Amnesty International beschreibt das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Nairobi, Daressalam (epd). Die Sicherheitskräfte in Tansania sind einem Bericht zufolge auf brutale Weise gegen Proteste nach der Wahl im Oktober vorgegangen. Die Polizei habe mit scharfer Munition direkt auf unbewaffnete Zivilistinnen und Zivilisten geschossen, heißt es in einer Studie von Amnesty International, die am Freitag veröffentlicht wurde. Es sei „unnötige und unverhältnismäßige Gewalt“ angewandt worden. Dabei wurden demnach Demonstrierende und auch Passanten getötet.

Die Proteste richteten sich gegen das Vorgehen der Regierung von Präsidentin Samia Suluhu Hassan gegen Kritikerinnen und Kritiker. Wichtige Oppositionskandidaten wurden von der Wahl ausgeschlossen, politische Gegner inhaftiert, Proteste verboten.

Die Menschenrechtsorganisation hat für den Bericht nach eigenen Angaben Videos aus mehreren Städten verifiziert, auf denen bis zu 70 Tote mit Schusswunden außerhalb einer Leichenhalle zu sehen sind. Dazu berichteten Mitarbeiter von Krankenhäusern von hunderten Toten und Patienten mit Schusswunden, die in den Tagen nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 29. Oktober in die Krankenhäuser gebracht wurden. Verletzten sei zum Teil medizinische Behandlung verwehrt worden, heißt es in dem Bericht. Leichen seien nach Aussagen von Angehörigen von der Polizei mitgenommen worden.

Unabhängige Untersuchung gefordert

Für den Bericht seien 35 Betroffene, Augenzeugen, Anwälte und Krankenhausmitarbeiter im November zu den Vorfällen interviewt worden, gab Amnesty International an. Betroffene hätten berichtet, wie sie direkt angeschossen wurden.

Die Regierung hat eine Untersuchungskommission berufen. Nur wenn diese tatsächlich unabhängig arbeiten könne, gebe es Hoffnung, dass Täter zur Verantwortung getroffen werden, sagte die Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Bisher gibt es keine verifizierten Todeszahlen. Laut der Oppositionspartei Chadema, die von den Wahlen ausgeschlossen war, wurden über 800 Menschen bei der Niederschlagung der Proteste getötet.