Der Kaiser mit seinem wallenden weißen Bart beugt sich über einen Tisch, auf dem sich ein Adventskranz mit vier Kerzen, ein Tintenfass und ein Urkundenbuch befinden.
Die um ihn versammelten Bischöfe und seine blonde Frau Gisela schauen ihm über die Schulter. Ein Schreiber reicht ihm die Feder: Gleich wird Konrad II. mit einem Strich ein für alle Mal für die westliche Christenheit festlegen, wie lange die Adventszeit dauert.
Mit rund 200 Playmobil-Figuren hat der Sammler und Dioramen-Bauer Kurt Fix aus Mechtersheim bei Speyer den "Adventsstreit" im Jahr 1038 für eine Sonderausstellung im pfälzischen Bad Dürkheim nachgebaut. Die Szene hat einen realen historischen Hintergrund: Am 3. Dezember 1038 legte eine Bischofssynode im pfälzischen Kloster Limburg bei Bad Dürkheim auf Betreiben von Kaiser Konrad II. die Adventszeit mit ihren vier Sonntagen fest. Zuvor gab es in verschiedenen Regionen des deutsch-römischen Reichs bis zu sieben Adventssonntage.
Adventskränze gab es vor 1.000 Jahren nicht
Die Playmobil-Szene enthält eine kleine historische Ungenauigkeit: "Einen Adventskranz gab es damals eigentlich noch gar nicht", sagt Kurt Fix und grinst verschmitzt in sich hinein. Für die vor dem Tor des Klosters Limburg spielende Szene hat er sich die Ungenauigkeit einfach erlaubt.
"Es geht darum, Kinder, aber auch Erwachsene für Geschichte zu interessieren", sagt Britta Hallmann-Preuß, die Leiterin des Bad Dürkheimer Stadtmuseums. Bis 18. Januar 2026 ist dort im Keller das fünf auf zwei Meter große Modell des Klosters zu sehen, von dem heute nur noch eine Ruine übrig ist. Dort wurde einst Kirchengeschichte geschrieben: Konrad machte dem Streit mit seinem Onkel, dem Straßburger Bischof Wilhelm, über den Beginn der Adventszeit und die Zahl der Adventssonntage ein Ende. Bis heute gilt: Von den vier Adventssonntagen muss der erste zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember liegen.
Ochsengespann mit Weinfass
Am 3. Dezember 1038 muss rund um die Klosteranlage Limburg ganz schön etwas los gewesen sein, wie die detailreiche Interpretation mit den Playmobil-Figuren nahelegt. Ein Mönch kniet im Salatbeet des Klostergartens, ein anderer sammelt Eier. Es wimmelt von Hühnern, Ziegen und Schweinen, eine Entenfamilie schwimmt im Teich. "Und da liefern Bauern ihren Zehnten ab", sagt Fix und zeigt auf ein Ochsengespann mit einem Weinfass. Im Trubel des mittelalterlichen Dorfes geht das arbeitsreiche Leben für Metzger, Schmied und Steinmetz weiter. Für den Kaiser, der ganz in der Nähe auf der von ihm einberufenen Bischofssynode Geschichte schreibt, haben die einfachen Leute keine Zeit.
Vor rund 15 Jahren entdeckte Kurt Fix beim Spielen mit seinen Enkeln die Liebe zu den Playmobil-Figuren. Mit wenigen Handgriffen kann man diese umbauen und damit neue Welten schaffen, sagt der ehemalige Sozialpädagoge, der ursprünglich aus Berlin stammt. Mehrere Dioramen - Schaukästen - hat der 73-Jährige mit den kultigen Kunststofffiguren geschaffen, die seit mehr als 50 Jahren kleine und große Fans begeistern. So stellte Fix etwa die Auswanderung von Pfälzern aus Mechtersheim nach Amerika nach.
Vom Cowboy zum mittelalterlichen Mann
Das "Adventsstreit"-Diorama ist übrigens eine neu gestaltete Variation einer Klosteranlage, die der Jakobsweg-Wanderer Fix bei sich zu Hause im Wohnzimmer stehen hat. Mit wenigen Handgriffen wird etwa aus einem Playmobil-Cowboy ein Mittelalter-Mann: Er bekommt einfach einen anderen Hut. Teile einer Ritterburg funktioniert Fix zum Kloster um: In den Turm hat er von Hand ein Kreuz gesägt. Ein Blick ins offene Klosterdach zeigt den Schlafraum, in dem es sich Figuren mit Mönchsglatze gemütlich machen.
Kurt Fix freut sich, wenn Besucher an seinen Playmobil-Welten Spaß haben. Das konzentrierte Werkeln mit den 7,5 Zentimeter großen Spielfiguren entspanne ihn zwar, sagt er. Und doch ist ungewiss, ob Fix noch einmal ein Projekt wie den "Adventsstreit" angeht: "Die Kräfte lassen nach."
Info
Öffnungszeiten des Stadtmuseums Bad Dürkheim sind dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr, geschlossen von 24. Dezember bis 31. Dezember 2025.



