Klangvoller Advent mit dem Midwinterhorn

Middewinterhornbäser in Tracht mit Holzhörnern
Emslandmuseum Lingen
Das Middewinterhorn, auch Midwinterhorn oder Adventshorn genannt, ist eine Art Holztrompete. Es können etwa acht verschiedene Töne geblasen werden.
Advent: Alte Bräuche, neue Wärme
Klangvoller Advent mit dem Midwinterhorn
Im westlichen Niedersachsen hört man den Advent bei dem Midwinterhornblasen. Handgeschnitzte Holzhörner senden abwechselnd alte, lange Töne durch die winterliche Landschaft – ein klangvoller Ruf, der die Geburt Christi verkündet und tief berührt.

Es gibt im westlichen Niedersachsen Überbleibsel einer jahrhundertealten adventlichen Musiktradition: Das Midwinterhornblasen – Midwinter oder Middewinter, das ist die Mitte des Winters, nämlich Weihnachten. Ursprünglich wurden wohl Kuhhörner eingesetzt, später eben Holztrompeten. Anders als in den Alpen werden diese Holzblashörner nicht auf den Boden gesetzt, sondern liegen in der Hand. 

"Der Brauch ist vor allem in der niederländischen Twente, im nördlichen Münsterland, in der Grafschaft Bentheim sowie in Teilen des Emslands und des Oldenburger Münsterlands bis heute lebendig", sagt Christof Spannhoff, Museumsleiter des Emslandmuseum Lingen dem Portal evangelisch.de. Anders als beim Alphorn spiele man die Hörner nicht gemeinsam, sondern abwechselnd: "Es entsteht ein ferner, hallender Ruf, der sich über die winterliche Landschaft legt – er galt der Verkündigung der Geburt Christi", so Spannhoff.

Handwerker höhlten für die Midwinter-Hörner Baumstämme aus Erle oder Esche aus. Überliefert sei etwa, dass in Orten wie Bawinkel und Emsbüren im Emsland Midwinterhörner sogar während der Christmette erklangen. Im 19. Jahrhundert jedoch geriet die Tradition zeitweise in Misskredit: Musikalisch gebildete Geistliche empfanden laut Spannhoff den Ton als zu roh und "unharmonisch" und verbannten das "Hirtenblasen" aus den Kirchen. Doch im privaten Umfeld sei es erhalten geblieben – und erlebte später eine Wiederbelebung. "In vielen Dörfern gilt das Middewinterhornblasen inzwischen als klingendes Symbol regionaler Identität und als Ausdruck kultureller Kontinuität", sagt der Museumsleiter. So kommt es, dass in mancher  Krippe in Kirchen in der Gegend eine Hirtenfigur ein Midwinterhorn bläst.  
 
In den Niederlanden um Almelo, wo das Midwinterhorn auch in Kirchen und von Kirchtürmen geblasen wurde – haben Liebhaber diese Tradition ebenfalls neu belebt und veranstalteten heute Wettbewerbe im Raum auf Höfen und Gaststätten.