Umfrage: Mehrheit will keine Angehörige pflegen

Umfrage: Mehrheit will keine Angehörige pflegen
Eine Umfrage belegt: Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger will oder kann selbst keine Angehörigen pflegen. Überraschend ist das nicht, sagt der Arbeitgeberverband Pflege. Und wirft der Bundesregierung eine falsche Politik vor.

Berlin (epd). Einer neuen Umfrage zufolge ist es nur für weniger als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (43,7 Prozent) eine Option, pflegebedürftige Angehörige selbst zu versorgen. Gut jeder und jede Dritte (34,4 Prozent) sieht sich wegen der eigenen Lebensumstände nicht in der Lage dazu, etwa ein Zehntel (10,7 Prozent) möchte es nicht, wie der Arbeitgeberverband Pflege AGVP am Donnerstag in Berlin mitteilte. Er hat die Umfrage beim Meinungsforschungsinstitut INSA in Auftrag gegeben.

Den Antworten der insgesamt 2.010 vom 7. bis 10. November Befragten seien bei der Bereitschaft und Fähigkeit zur Angehörigenpflege kaum regionale Unterschiede zu entnehmen. „Auch Alter und Geschlecht haben keinen nennenswerten Einfluss“, hob der Verband hervor. Derzeit hat laut Umfrage ein Viertel der Befragten einen nahen Angehörigen mit Pflegebedarf - wegen der älter werdenden Gesellschaft sei von einem starken Anstieg auszugehen.

Präsident: Hausfrauen-Pflege ist keine Lösung

Für den AGVP-Präsidenten Thomas Greiner sind die Ergebnisse der Umfrage keine Überraschung: „Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der Frauen für Heim, Herd und Pflegebett zuständig waren, während die Männer zur Arbeit gingen. Die Lösung der Pflegekrise durch eine Hausfrauen-Pflege ist eine Illusion.“

„Wenn die Menschen, also vor allem die Frauen, zu Hause bleiben müssen, um ihre Angehörigen zu pflegen, dann fehlen diese wertvollen Fachkräfte dem Arbeitsmarkt“, kritisierte Greiner. Man könne nicht jahrelang den Fachkräftemangel beklagen „und dann die Fachkräfte lahmlegen mit einer Heim-und-Herd-Pflegepolitik“. Er warb für den Ausbau von Pflegeheimplätzen. Heimbetreiber und Investoren bräuchten Klarheit über den politischen Willen, genügend Pflegeplätze zu schaffen.