TV-Tipp: "Die Füchsin: Der Spion"

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20. November, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Die Füchsin: Der Spion"
Christoph Schnee bleibt bei seiner ersten "Füchsin"-Regie zwar dem entspannten Ansatz der Reihe treu, aber "Der Spion" hat großes Thriller-Potenzial.

Das wird den Düsseldorfern nicht gefallen. Nach LKA-Kommissarin Helen Dorn (ZDF), die es irgendwann nach Hamburg zog, verliert die Landeshauptstadt eine weitere Ermittlerin: Ab sofort ist Privatdetektivin Anne Marie Fuchs freie Mitarbeiterin des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Diese Neuausrichtung der Reihe enthält durchaus eine gewisse Ironie, immerhin war die "Füchsin" (Lina Wendel) einst Agentin des ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).

Während viele ihrer Kolleginnen und Kollegen nach der Wiedervereinigung ungeschoren davonkamen, musste sie erst mal für zwei Jahre ins Gefängnis; und ihre MfS-Vergangenheit war damit noch längst nicht erledigt. Mittlerweile spielen die Dämonen von einst jedoch keine Rolle mehr. Allerdings läuft die gemeinsam mit Youssef El Kilali (Karim Chérif) betriebene Detektei nicht so gut wie erhofft; daher das Engagement beim Staatsschutz, für den ihre "Felderfahrung" von großem Nutzen sein kann.

Dem Partner erzählt sie, es handele sich um einem Fall von Erbschleicherei, als sie nachts in eine Kölner Wohnung eindringt, um Dokumente zu fotografieren. Youssef kommt das alles sehr unglaubwürdig vor, deshalb bleibt er ihr auf den Fersen und findet so heraus, wer die wahren Auftraggeber sind. Das entsprechende Geplänkel – der Kollege ist natürlich enttäuscht, dass Fuchs ihn nicht ins Vertrauen zieht – ist jedoch nur eine Dreingabe und schlägt den Bogen in Youssefs Privatleben.

Dort kriselt es ebenfalls, weil er sich von seiner Frau (Jasmin Schwiers) hintergangen fühlt. Ihr Café hat kaum noch Gäste, er bringt auch nicht viel Geld ins Haus: Also hat sie die Eltern um Unterstützung gebeten, ohne ihrem Mann davon zu erzählen. Für den eigentlichen Kern der Geschichte ist das nicht weiter von Belang, doch auch dort geht es um eine Familie mit Geheimnissen, und diese Ebene des Drehbuchs von Mike Bäuml, der mit dem Jubiläumsfilm Reihenschöpfer Ralf Kinder als Autor abgelöst hat, steckt voller Überraschungen. 

Christoph Schnee bleibt bei seiner ersten "Füchsin"-Regie zwar dem entspannten Ansatz der Reihe treu, aber "Der Spion" hat großes Thriller-Potenzial. Einige der früheren Episoden wirkten mitunter etwas betulich; davon kann diesmal keine Rede mehr sein. Dass es zuweilen trotzdem beinahe heiter zugeht, liegt an Kim Riedle. Sie versieht die stellvertretende Leiterin der BfV-Abteilung Spionageabwehr mit einer Amüsiertheit, die im Grunde gar nicht zu ihrer Arbeit passt, und genau darin liegt der Reiz: Larissa Hollig spielt ständig Katz’ und Maus, wobei sie selbstredend die Katze verkörpert.

Vor dieser Konstellation ist auch ihr eigener Chef nicht gefeit, zumal sich schließlich rausstellt, dass die Studentin Nina (Aiken-Stretje Andresen), in die sich der verheiratete Abteilungsleiter (Christian Erdmann) hoffnungslos verliebt hat, für den russischen Geheimdienst arbeitet.  Zunächst geht es jedoch um einen ganz anderen Familienvater: Herbert Kantschek wird tot in seinem Kölner Bungalow entdeckt. Die Tabletten neben der Badewanne lassen keinen Zweifel: Der Mann hat sich das Leben genommen.

Das Publikum weiß es allerdings besser, und auch Fuchs hat erhebliche Zweifel, schließlich waren als Suizid kaschierte Morde eine Spezialität des MfS. Theoretisch ist ihr Auftrag mit dem Tod des Mannes jedoch beendet: Sie sollte nach einem Leck im BfV suchen; dank eines raffinierten Tricks führte die Spur schließlich zu Kantschek. Dessen Gattin Elisabeth (Ann-Kathrin Kramer) ist ebenso schockiert wie die erwachsene Tochter Rosi (Marlina Mitterhofer): Der Ehemann und Vater ein Spion?

Unmöglich, er war doch bloß ein "Tintenkleckser", wie er sagte. In Wirklichkeit hatte Kantschek Zugang zu brisanten Verschlusssachen. Dass Fuchs in seinem Schreibtisch einen hauchzarten roten Damenslip findet, macht die Sache für die Ehefrau nicht leichter. Für die Ermittlungen gilt das nicht minder: Das Wäschestück gehört Nina. 

Die darstellerischen Leistungen sind gerade in den Nebenrollen mitunter etwas unrund, aber das Duo Riedle/Wendel gleicht diese Schwachstellen mühelos aus, zumal Kim Riedles humorvolle Verkörperung der BfV-Beamtin, die offenbar eine eigene Agenda verfolgt, einen reizvollen Kontrast zum sparsamen Stil Lina Wendels bildet. Das neue Vorzeichen zeigt sich zudem in der Umsetzung, etwa bei der sorgfältigen Kameraarbeit (Christoph Krauss) und in der guten Musik (Sebastian Pille), zumal die Handlung noch einige Kapriolen schlägt und zum Finale durch einen völlig unerwarteten Knüller erfreut.