In Dresden kamen in dieser Woche die Vetreter:innen der EKD-Synode zusammen. Im Mittelpunkt stand ein Dokument, das es in sich hat: die neue Friedensdenkschrift.
Sie markiert eine Zäsur, eine theologische und politische Zeitenwende. Denn dieses Papier verabschiedet sich nicht vom christlichen Pazifismus, aber es denkt ihn neu. Realistischer, vielleicht. Und tragfähiger für ein Deutschland, das von der Realität militärischer Bedrohung geprägt ist.
Die neue Linie klingt ein wenig, als würde sich die Kirche selbst neu sortieren. Hin- und hergerissen zwischen dem unerschütterlichen Bekenntnis zum Frieden Christi und dem nüchternen Blick auf die Wirklichkeit multipler Krisen, auf Kriege wie in der Ukraine oder im Nahen Osten, auf die wachsende Verwundbarkeit Europas.
Sarah Neder ist Redakteurin bei evangelisch.de und arbeitet daneben als freie Journalistin und Autorin. Nach Stationen bei der FAZ und der Offenbach-Post zog sie nach Manchester, wo sie unter anderem für den Tagesspiegel und den Dumont-Reiseverlag schreibt. Seit November 2020 gehört sie zum evangelisch.de-Team.
Die Denkschrift ist weit entfernt von Säbelrasseln oder nationalem Aufrüstungsgeist. Aber sie spricht eine Sprache, die man in der EKD in Bezug auf die Friedensethik in der Vergangenheit weniger laut gehört hat: Wir sehen die reale Lage und wir gehen mit. Nicht mit der Kriegslogik, aber mit dem Bewusstsein, dass Frieden nicht einfach ausgerufen, sondern verteidigt werden muss.
Das ist sie also, die Zeitenwende; auch im Denken der Kirche. Und vielleicht ist genau das ihr stärkstes Zeugnis: nicht der Glaube an die Abwesenheit von Gewalt, sondern das Ringen um Frieden in einer Welt, für die er nicht mehr selbstverständlich ist.


