Klimaschutz
Vor zehn Jahren hat sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Abkommen das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um das zu erreichen, muss der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase deutlich sinken. Alle fünf Jahre müssen die Vertragsstaaten aktualisierte nationale Klimaziele, sogenannte NDCs, bei den Vereinten Nationen einreichen. Nur etwa ein Drittel der Vertragsstaaten hatte diese vor der Konferenz bislang vorgelegt. "Das ist so kurz vor einer COP ein katastrophales Zwischenergebnis", sagt der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser.
Auch die EU hat ihren Beitrag für 2035 erst wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz beschlossen. Die EU-Umweltminister einigten sich bei dem Emissionsminderungsziel auf einen Korridor zwischen 66,25 und 72,5 Prozent gegenüber 1990. Deutschland reicht kein eigenes Ziel ein, sondern ist Teil der EU-Pläne.
Zwar habe sich die Qualität der Klimaschutzpläne, die alle fünf Jahre aktualisiert werden müssen, verbessert, sagte Kaiser, doch die Ambition bleibe unzureichend. UN-Generalsekretär António Guterres warnte angesichts dieser Lücke vor einem Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels und mahnte deutlich ambitioniertere Klimapläne an. Wie die Ambitionslücke geschlossen werden kann, wird eine der zentralen Fragen in Belém.
Schutz der Tropenwälder
Vor dem Start der Konferenz hat Brasilien einen Tropenwald-Fonds vorgestellt, den sogenannten Tropical Forest Forever Facility (TFFF). Mit dem Finanzierungsmechanismus sollen Länder für den Erhalt tropischer Wälder entschädigt werden. Dabei soll durch die Kombination öffentlicher und privater Gelder ein Kapitalstock aufgebaut werden, aus dessen Erträgen Tropenwaldländer künftig jährliche Zahlungen für den Erhalt ihrer Wälder bekommen. 20 Prozent der Mittel sollen dabei an indigene Völker fließen.
Mehr als fünf Milliarden US-Dollar wurden bereits zugesagt. So beabsichtigt Norwegen drei Milliarden in den kommenden zehn Jahren einzuzahlen, Brasilien und Indonesien wollen jeweils eine Milliarde geben. Auch Deutschland unterstützt den Fonds, hat aber noch keine konkrete Geldzusage gemacht.
Geld für Entwicklungsländer
Auf der Weltklimakonferenz 2024 in Baku einigten sich die Staaten auf ein neues Klimafinanzierungsziel: Bis 2035 sollen die Industrieländer ihre Unterstützung bei Klimaschutz und Anpassung für Entwicklungsländer auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich steigern. Dieses Ziel ist Teil eines umfassenderen Rahmens, wonach die gesamten Finanzflüsse für Klimavorhaben in Entwicklungsländern bis 2035 auf jährlich mindestens 1,3 Billionen Dollar steigen sollen, inklusive aller Investitionen.
Kurz vor der Konferenz wurde die sogenannte Baku-to-Belém-Roadmap vorgestellt. Der Bericht soll Möglichkeiten aufzeigen, woher die 1,3 Billionen Dollar kommen sollen. Dabei geht es etwa um die Reform von Entwicklungsbanken und Anreize, um mehr privates Kapital in Klimaprojekte zu lenken. Konkrete Umsetzungsschritte finden sich darin jedoch nicht. Entscheidend ist laut dem Oxfam-Experten Jan Kowalzig, ob der Roadmap konkrete Taten folgen, "oder ob sie als unverbindliches Papier in einer Schublade verstaubt".
Anpassung
Bei der kommenden Weltklimakonferenz soll auch festgelegt werden, wie sich die Anpassung an den Klimawandel künftig messen lässt. Dazu wollen die Staaten in Belém eine Liste mit rund 100 Indikatoren beschließen, die zeigen sollen, wie gut Länder etwa in den Bereichen Wasserversorgung, Gesundheit und beim Schutz von Ökosystemen vorankommen.
Sabine Minninger, Klima-Expertin von "Brot für die Welt", sieht einen möglichen Streitpunkt bei der Finanzierung. "Die Entwicklungsländer pochen darauf, dass finanzielle Mittel zur Umsetzung in den Indikatoren verankert werden, während die Industriestaaten eher auf 'Hilfe zur Selbsthilfe' setzen, statt auf die volle Übernahme von Verantwortung für die Klimakrise", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst. Laut einem aktuellen UN-Bericht besteht eine große Lücke bei der Finanzierung: Die ärmeren Länder bräuchten bis 2035 mehr als 310 Milliarden US-Dollar jährlich für die Anpassung. Im Jahr 2023 haben die reichen Länder jedoch nur 26 Milliarden US-Dollar gezahlt.



