Umfrage zeigt große Skepsis gegenüber dem Pflegesystem

Umfrage zeigt große Skepsis gegenüber dem Pflegesystem
Das Thema Pflege bereitet einer Umfrage zufolge vielen Menschen Sorgen. Bei der anstehenden Reform geht es Experten zufolge auch um Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik.
04.11.2025
epd
Von Christina Neuhaus (epd)

Berlin (epd). Schlechte Versorgung, hohe Kosten und unsichere Zukunftsaussichten: Viele Menschen in Deutschland blicken einer Umfrage zufolge skeptisch auf das Pflegesystem. Die Mehrheit schätzt die Versorgung Pflegebedürftiger als schlecht ein, wie aus einer Erhebung für die Krankenkasse DAK-Gesundheit hervorgeht, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Pflegeexperte Thomas Klie warnte auf der Pressekonferenz, das Thema könne auch gefährlich für die Demokratie werden.

Für den DAK-Pflegereport hatte das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Oktober rund 4.400 Menschen zwischen 16 und 75 Jahren online befragt. Dabei stuften 43 Prozent die Versorgung Pflegebedürftiger als „nicht so gut“ ein, 19 Prozent bezeichneten sie als „gar nicht gut“. Lediglich 30 Prozent empfanden die Versorgung als „gut“ und 5 Prozent als „sehr gut“. Gleichzeitig erwarteten 46 Prozent in den kommenden zehn Jahren eine Verschlechterung und nur 27 Prozent eine Verbesserung. Weitere 27 Prozent waren unentschieden.

Pflege als „Nahthema“

Die Politik stehe nun „vor einer enormen Herausforderung, diesen Pessimismus Lügen zu strafen“, sagte IfD-Geschäftsführerin Renate Köcher. Seit drei bis vier Jahren sei „ein richtiges Abrutschen“ des Vertrauens in die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems insgesamt zu beobachten. Gerade die Pflege sei „ein Nahthema“, das viele Menschen im persönlichen Umfeld direkt betreffe, führte Köcher aus. Das müsse die Politik berücksichtigen.

Der Studienleiter des DAK-Pflegereports, Thomas Klie vom Institut AGP Sozialforschung, äußerte sich ähnlich. Wenn sich das Gefühl verbreite, dass man sich auf die Funktionsfähigkeit von Gesundheit und Pflege nicht mehr verlassen könne, „zerstört das Systemvertrauen insgesamt und auch das Vertrauen in Demokratie“, warnte er.

Warnung vor Beitragserhöhung

Die Regierung plant eine umfassende Reform des Pflegesystems. Dazu soll eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe im Dezember Vorschläge vorlegen. Gefragt nach den wichtigsten Zielen der Reform, nannten in der DAK-Umfrage 87 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vision, die Pflege für alle bezahlbar zu machen. Für 79 Prozent ist die langfristige Sicherung der Finanzierung und für 73 Prozent die Deckelung der Kosten für Heimplätze elementar. Eine verpflichtende private Zusatzversicherung fänden nur 21 Prozent sinnvoll.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm forderte von der Politik kurzfristig mehr finanzielle Hilfe für die Pflegeversicherung. Andernfalls könnten sich bereits in den ersten Wochen des nächsten Jahres neue Finanzierungslücken auftun. Das wiederum könne eine Beitragserhöhung unausweichlich machen, warnte Storm.