Jürgen Pomorin, unter seinem Drehbuch-Alias Leo P. Ard häufigster Autor der Krimis aus Berlin, konfrontiert das Team-Urgestein Otto Garber mit zwei alten Widersachern. Natürlich haben sich die beiden Männer in erster Linie für ein gemeinsames Verbrechen zusammengetan, aber gewissermaßen als Beifang ergibt sich zudem die Möglichkeit, Rache für ihre langen Haftstrafen zu nehmen.
Schon allein diese Idee macht "Für immer jung" zu einem sehenswerten Krimi, zumal Johannes Grieser den Film mit Ausschnitten aus den beiden früheren Folgen würzt. Bei "Gier" (2006) mit Oliver Stritzel hat er selbst Regie geführt, ebenfalls nach einem Drehbuch von Pomorin (und dessen 2012 verstorbenen Lebensgefährtin Birgit Grosz).
Noch reizvoller sind die Anleihen bei "Erbarmungslos", dem 1995 ausgestrahlten zweiten Film der Reihe: weil Florian Martens und Jochen Nickel dreißig Jahre jünger waren und auch die Bildsprache eine völlig andere war. Zum Finale ereignet sich die gleiche ausweglose Situation wie damals: Der Mörder droht damit, eine Geisel zu erschießen.
Was nach einer netten Spielerei für die langjährige Fan-Gemeinde von "Ein starkes Team" klingt, ist ein klasse Krimi mit einer Story, die auch ohne die Ausflüge in die Vergangenheit funktionieren würde: Eine Parkbankleiche im Tiergarten führt Garber (Martens) und seine Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) zu dem Forschungsinstitut, für das der Mann gearbeitet hat.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Das Unternehmen Bogesta sucht nach Möglichkeiten, den Alterungsprozess hinauszuzögern. Bei Regenwürmern hat das schon mal geklappt: Ihre Lebensdauer konnte versechsfacht werden, was Garber zu der grimmigen Bemerkung veranlasst, dass die Rente dann nicht mehr mit 63, sondern erst mit 360 fällig werde. Der nunmehr ermordete Alexander Möwe hat die Forschungsergebnisse sowie eine Ampulle mit dem Wirkstoff gestohlen, beides ist verschwunden. Dafür finden sich in seiner Wohnung Schuldscheine in erheblicher Höhe: Er war regelmäßig Gast bei einer von Bruno Wirth (Nickel) organisierten Pokerrunde, die sich ausgerechnet im Hinterzimmer von Garbers Stammkneipe trifft.
Der zweite Rivale von einst, Rainer Michaelsen (von Stritzel als Ganove mit Stil verkörpert), kommt ins Spiel, als er sich von zwei jungen Trickbetrügerinnen (Sinje Irslinger, Meira Durand) reinlegen lässt: Die eine klaut ihm seinen Aktenkoffer, als er am Bankautomaten steht, die andere das Geld und die Bankkarte.
Diesmal hat sich das Duo jedoch mit dem Falschen angelegt: Michaelsen ist PR-Berater für Pharma-Unternehmen, der Koffer enthält die Bostega-Unterlagen. Eine Formel, die dem Menschen ein deutlich längeres Leben ermöglicht, wäre so gut wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Auch die Bogesta-Chefin (Neda Rahmanian) scheint ein doppeltes Spiel zu spielen.
Als sie erfahren, woran im Labor geforscht wird, erklärt Garber seiner Kollegin, er wolle "in Würde und Schönheit" altern. Über die Schönheit, kontert Wachow, könne man streiten, aber in Würde gealtert ist "Ein starkes Team" auf jeden Fall. Nach dem Tod von Martens’ Filmpartnerin Maja Maranow (2016) schien eine Fortführung kaum vorstellbar, doch die verschiedenen Umbesetzungen, allen voran durch Maranow-Nachfolgerin Stefanie Stappenbeck, haben der Reihe nie geschadet, sondern stets für frischen Wind gesorgt.
Das mussten sie auch, denn im Unterschied zu den früheren Filmen spielen die Handlungen seit geraumer Zeit zu großen Teilen im Revier, wo die Team-Mitglieder sich und das Publikum auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen. Dank Griesers Erfahrung, Pomorins pointierten Dialogen und dem eingespielten Ensemble sind diese Szenen allerdings auch im Jubiläumsfilm kurzweilig.
"Für immer jung" endet auf der Pferderennbahn und mit einer Überraschung für Garber zum dreißigjährigen Dienstjubiläum; 1995 ist die Reihe nach dem im Jahr zuvor mit Erfolg ausgestrahlten Pilotfilm in Serie gegangen. Drei weitere Jahrzehnte, so viel steht fest, wird es für den Hauptkommissar nicht mehr geben, schließlich ist Martens Jahrgang 1958. Ein Schicksal wie das von Reviermaskottchen Sputnik (Jaecki Schwarz), der meist bloß noch als Pausenclown dient, wird Garber hoffentlich erspart bleiben.



