Hindu-Tempel: ein Stück Indien in Erlangen

Menschen des indischen Vereins schauen Kindern beim Singen zu
epd-bild/Nina Bundels
Der indische Verein feiert den Start des Baus ihres eigenen Hindu-Tempels.
Bau auf Tempelgelände startet
Hindu-Tempel: ein Stück Indien in Erlangen
In Erlangen leben über 3.500 Inderinnen und Inder. Viele von ihnen träumten schon lange von einem eigenen Hindu-Tempel. Derzeit wird dieser mit viel prunkvoller Zier gebaut. Die Einweihung wird eine Woche lang gefeiert.

Spezialisierte Bauleute kommen dafür aus Indien. Noch ist auf dem künftigen Tempelgelände nicht viel zu sehen: eine leere Schotterfläche mit einem am Rand stehenden alten Wohnhaus. Ein metallener Zaun trennt das Grundstück von der Straße, die direkt an die Bahngleise in Erlangen-Eltersdorf grenzt. Drei behutsam eingepflanzte Rosensträucher ranken sich aus einem kleinen Grasfleck, daneben hängt ein Banner: "Shiva-Vishnu Temple" steht darauf in großen Buchstaben, darunter das Abbild eines Gebäudes, das in wenigen Jahren hier stehen soll.

Prunkvolle Verzierungen werden dann die gelborangene Fassade des Tempels schmücken. Innen werden Stoffe, Schmuckstücke und Figuren nach hinduistischer Tradition ihren Platz finden. Im täglichen Tempelgeschehen werden verschiedene indische Traditionen vereint - vom Osten bis zum Westen, vom Norden bis zum Süden Indiens. Der Tempel wird "ein Stück Indien in Deutschland" sein, sagt Raghavan Dhandapany, Vorsitzender des Shiva-Vishnu-Tempel-Vereins.

Seit Jahren träumt die indische Gemeinde in Erlangen und Umgebung vom eigenen Tempel - einem Ort, an dem Menschen nicht nur beten. Hier wollen sie zusammenkommen, musizieren, lernen, miteinander diskutieren und gemeinsam Feste feiern. Kinder sollen Sprache, Musik und Tanz lernen, um ihre Verbindung zu Indien zu behalten und die Kultur weiterzugeben. Willkommen im Tempel sei aber jeder, der sich für den Hinduismus und indische Traditionen interessiert oder neugierig ist auf das Miteinander, erklärt Dhandapany.

Der Hinduismus sei "eine Lebensweise". Es gehe in der Religion nicht nur um Götterfiguren oder Traditionen, sondern um das Zusammenleben. "Wie können wir glücklich leben?", fragt der Vorsitzende. "Wie können wir einander helfen?" Der Tempel soll ein Ort sein, an dem diese Fragen gemeinsam diskutiert werden.

Verzierungen entstehen in Handarbeit

Der geplante Shiva-Vishnu-Tempel wird der erste seiner Art in Nordbayern. Über 3.500 Inderinnen und Inder leben in Erlangen. Viele arbeiten bei Siemens oder an der Universität, andere kommen zum Studieren in die Stadt. Bisher traf man sich in gemieteten Räumen - jetzt hat die Gemeinde ihr eigenes Grundstück gefunden. Für rund 900.000 Euro konnte der Verein die Fläche in Eltersdorf erwerben, sagt Dhandapany.

Der Bau selbst ist aufwendig: Ein Team von Spezialisten aus Indien soll anreisen, um den Tempel nach traditionellen Vorgaben zu errichten. "Diese Handwerker sind auf den Bau von hinduistischen Tempeln spezialisiert - sie fertigen die Elemente in Handarbeit an", erklärt der Vorsitzende. Für den Verein ist das eine Herausforderung, organisatorisch wie finanziell. Das Team braucht Aufenthaltsgenehmigungen, Unterkünfte und Material. Aktuell kümmert sich der Verein um die Baugenehmigung. Dann kann der Bau beginnen. Das Ziel ist ambitioniert: Innerhalb eines Jahres möchte der Verein den Tempel fertigstellen.

Im Shiva-Vishnu-Tempel-Verein sind derzeit 18 Mitglieder registriert, in einer zugehörigen WhatsApp-Gruppe zählt die Gemeinschaft jedoch über 1.500 Menschen. Der Verein finanziert das Bauvorhaben. Viele Mitglieder haben kleine Beträge gespendet, ein Großteil wird über einen Kredit bei der Sparkasse finanziert.

Bau ohne öffentliche Gelder

Die Stadt Erlangen begleitet das Projekt. Sie half bei der Suche nach einem passenden Grundstück, vermittelte Kontakte und "öffnete die Türen zur Sparkasse", damit die Finanzierung gesichert werden konnte, erklärt Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik. Öffentliche Gelder fließen in den Tempel aber keine. Für Janik ist der Tempel nicht nur ein religiöses Bauwerk, sondern ein Zeichen für eine vielfältige Stadtgesellschaft. "Unsere indische Community ist die größte Gruppe von Migrantinnen und Migranten in Erlangen - und sie wächst stetig", sagt er. Es sei der Stadt ein Anliegen, die Menschen "von Anfang an zu begleiten, hier anzukommen." Und das nicht erst in der dritten Generation.

Wenn der Tempel fertig ist, möchte der Verein den Tempel mit einer großen Eröffnungsfeier einweihen. In Indien können solche Zeremonien bis zu 45 Tage dauern. In Erlangen wird die Zeremonie etwa eine Woche lang sein, schätzt Dhandapany. Mehrere Tage lang sollen Musik, Gebete und Rituale den neuen Tempel erfüllen. "Wir wollen alle einladen", sagt Hasuki. Auch Menschen anderer Religionen sind willkommen. Die Eröffnung soll damit markieren: Hier ist ein Ort des gemeinsamen Erlebens, eben ein Stück Indien mitten in Erlangen.