Der Alternative Nobelpreis geht in diesem Jahr an Initiativen aus Ozeanien, Sudan, Myanmar und Taiwan. Dies gab die Right Livelihood Stiftung, die die Preise verleiht, am Mittwoch in Stockholm bekannt. Sie ehrt 2025 die Organisation "Pacific Islands Students Fighting Climate Change" aus Ozeanien zusammen mit dem Menschenrechtsanwalt Julian Aguon aus Guam, die Gruppe "Justice for Myanmar", die sudanesischen Komitees zur Nachbarschaftshilfe "Emergency Response Rooms" und die non-binäre Hackerin und Digitalministerin Audrey Tang aus Taiwan.
Die "Studenten der Pazifischen Inseln gegen den Klimawandel" (PISCFF) erhalten den Preis zusammen mit Julian Aguon, weil sie erfolgreich das Thema Klimagerechtigkeit vor den Internationalen Gerichtshof (IGH) gebracht haben. Im Juli entschied das Gericht auf Grundlage ihrer Klage, dass alle Staaten rechtlich zum Klimaschutz verpflichtet sind. Während die 2019 von 27 Jurastudentinnen und -studenten in Vanuatu gegründete PISCFF ein internationales Solidaritätsnetz mobilisierte und vom Klimawandel besonders betroffene Menschen zu Wort kommen ließ, entwickelte Aguons Kanzlei die juristische Strategie für den Fall.
Das anonym arbeitende Kollektiv "Justice for Myanmar" erhält den Alternativen Nobelpreis für seinen "Mut und seine bahnbrechenden Recherchen, die die internationale finanzielle Unterstützung für die korrupte Militärjunta aufdecken", erklärte die Stiftung. Die Recherchen hätten beispielsweise dazu geführt, dass die Schweiz Sanktionen gegen das Unternehmen Myanmar Oil and Gas Enterprise erhob und der europäische Flugzeughersteller Airbus die Zusammenarbeit mit AviChina beendete. Das chinesische Unternehmen hatte Flugzeuge und Waffen an das Militär in Myanmar verkauft, das seit einem Putsch 2021 brutal die Opposition und ethnische Minderheiten im Land verfolgt.
Ausgezeichnet wird auch das sudanesische Netzwerk von Nachbarschaftskomitees "Emergency Response Rooms" (ERS), weil sie "inmitten von Krieg und Staatszerfall gemeinschaftliche Nothilfe für die würdevolle Versorgung von Millionen von Menschen aufbauen". Sie helfen demnach unter anderem mit Suppenküchen und Gesundheitsposten dort, wo andere Organisationen nicht mehr hinkommen. Dabei begeben sie sich selbst in Gefahr vor Verfolgung. Die Gruppen entstanden aus dem Widerstand gegen den 2019 abgesetzten Langzeitherrscher Omar al-Baschir. Der Krieg im Sudan, der mit dem Machtkampf zwischen dem Militär und den paramilitärischen RSF-Milizen 2023 begann, hat eine der gravierendsten Hunger- und Vertreibungskrisen weltweit verursacht.
Die non-binäre Aktivistin und Hackerin Audrey Tang aus Taiwan wird als Vordenkerin für die Nutzung von Technologie und künstlicher Intelligenz für das Gemeinwohl ausgezeichnet. Die aktuelle Digitalministerin des Inselstaates stellt digitale Plattformen zur Verfügung, die es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, Transparenz in staatlichen Behörden zu schaffen und die demokratische Entscheidungsfindung zu verbessern.
Der Alternative Nobelpreis wird jährlich an mutige Persönlichkeiten und Organisationen der Zivilgesellschaft vergeben und ist in diesem Jahr mit jeweils 800.000 Schwedischen Kronen (ca. 72.700 Euro) dotiert. Offiziell heißt er Right Livelihood Award, übersetzt etwa "Preis für die richtige Lebensweise". Die Auszeichnung wurde 1980 von dem deutsch-schwedischen Philatelisten und Publizisten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen und wird durch Spenden finanziert. Zu den bisherigen Geehrten gehören der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege, die Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée und zuletzt 2024 der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro.