Ein sonniger Nachmittag in einem Garten im hohenlohischen Oberohrn: Marilisa Sonnabend zeigt Frauen aus der evangelischen Kirchengemeinde Pfedelbach-Untersteinbach, wie man Blumenkränze bindet. "Nehmt euch einen Metallreif, Draht und Zange", sagt sie, legt drei Blumen jeweils nach rechts, links und oben und umwickelt sie mit Draht.
Die 33-Jährige ist Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und hatte in ihrer Ausbildung, dem Vikariat, die Möglichkeit, zwei Wochen ein Praktikum in einem außerkirchlichen Bereich ihrer Wahl zu machen. Sie entschied sich, in einem Blumenladen zu arbeiten, und fand es beeindruckend, welche Kunstwerke die Floristinnen passend für jeden Anlass zauberten. "Das hat mich dann so gepackt, dass ich mich entschieden habe, Floristin zu lernen."
Seit mehr als einem halben Jahr ist die Theologin nun auch fertig ausgebildete Floristin und findet, beide Berufe haben sehr viel miteinander zu tun: "Wenn ein Kind getauft wird, wenn Jugendliche Konfirmation feiern, wenn geheiratet wird, oder es eine Beerdigung gibt: An den wichtigen Ereignissen im Leben braucht es immer eine Pfarrerin oder einen Pfarrer - und eben Blumen."
Leben im Hier und Jetzt
Durch ihre Ausbildung hat sie neu das Staunen über Schönes gelernt: "Ich gehe nun ganz anders durch die Natur", sagt sie und erzählt lachend: "Neulich war ich in Stuttgart in der Wilhelma und die Tiere interessieren mich gar nicht mehr. Ich bin jetzt viel mehr in den Gewächshäusern unterwegs und freue mich an den besonderen Sachen, die es da gibt."
Auch in der Bibel gibt es viele Bezüge zu Blumen, weiß Marilisa Sonnabend. Dort heißt es etwa in der Bergpredigt, man solle sich keine Sorgen machen, sondern alles Gott überlassen. So wie die Lilien auf dem Feld, die ohne Sorgen im Hier und Jetzt leben (Matthäus 6,28-30). Oder wie die Schnittblumen, die genau jetzt Schönheit verbreiten, bevor sie einige Tage später bereits verwelkt sind. "Blumen helfen, im Jetzt zu leben. Indem man sie jetzt genießt und sich freut an allem, was einen an Schönem umgibt."
Beide Berufe verbinden
Noch ein paar letzte Tipps von der Floristin und jede Frau hält einen bunten Blumenkranz in den Händen, und nimmt Gedanken mit, die Sonnabend in dem Workshop über Frauen in der Bibel erzählt hat. "Ich finde es schön, dass man aus den Blumen und Kräutern, die ein Garten hergibt, einen so schönen Kranz binden kann mit Hortensien, Frauenmantel, Thymian und Rosen. Und dass man auch die Technik lernt, wie man das macht", sagt eine Frau und präsentiert stolz ihren Kranz.
Für die Ausbildung zur Floristin hat Sonnabend eine Pause als Pfarrerin eingelegt - im Januar 2026 tritt sie aber wieder eine reguläre Stelle an. Und zwar in der Kirchengemeinde Heselwangen-Balingen. Sie hofft, weiterhin beide Berufe miteinander verbinden zu können: Etwa, indem die Konfirmanden gemeinsam mit ihr die Kirche für die Konfirmation mit Blumen schmücken. Außerdem möchte sie weiter Seminare anbieten, in denen die Arbeit mit Blumen mit der christlichen Botschaft verbunden werden soll. Denn: "Ich habe Freude an beidem: An der kreativen Arbeit mit Worten und Sprache, aber auch am kreativen Gestalten mit Blumen."