epd: Herr Menger, es gibt für Musicals sicher leichteren Stoff als das Leben eines NS-Widerstandskämpfers. Was hat Sie motiviert, ein Musical über den "Prediger von Buchenwald" zu schreiben und zu komponieren?
Peter Menger: Meiner Frau und mir ist aufgefallen, dass zwar viele Menschen grundsätzlich schon mal von Paul Schneider als dem "Prediger von Buchenwald" gehört haben, aber das Wissen meist nicht sehr viel weiter reicht und auch oft wenig über seine Frau bekannt ist. Es gibt zwar gute Bücher über Paul Schneider, aber viele Menschen finden es heute einfacher, mal ein Musical zu besuchen, als tiefer in ein Buch einzusteigen. Dem haben wir mit dem Musical Rechnung getragen.
epd: Wie sind Sie zu den Informationen über Paul Schneider gekommen?
Menger: Neben den gut recherchierten Büchern über Paul Schneider war für mich persönlich der Kontakt zu Prälat in Ruhe Paul Dieterich, dem Neffen Gretels, der interessanteste und wichtigste Faktor bei der Komposition des Stückes. Er hat uns die Liebesgeschichte der beiden anschaulich geschildert und auch viele Hintergrundinformationen zur Familiengeschichte und zur Tradition gegeben.
Damals war es zum Beispiel nicht üblich, dass man als Verlobte allein unterwegs war, sodass Paul und Gretel vor ihrer Verlobung aus zwei Fenstern miteinander gesprochen haben, um sich so persönlich austauschen zu können. Solche kleinen Details haben wir auch im Stück verarbeitet.
epd: Was hat Sie besonders an Paul Schneider und seiner Frau Margarete, beziehungsweise "Gretel", beeindruckt?
Menger: An Paul Schneider beeindruckt mich nach wie vor seine Kompromisslosigkeit. Er hat die Bibel für die wichtigste Grundlage seines Lebens gehalten und stand dafür ein, dass es wichtiger ist, Gott zu gehorchen als den Menschen. Auch seine Kenntnis der Bibel ist für mich nach wie vor beeindruckend. Er konnte ganze Bücher der Bibel auswendig, zum Beispiel den Römerbrief, dazu unzählige Lieder und relevante Textstellen.
Gretel war eine sehr unkomplizierte und fröhliche Frau. Wir haben Tonbandaufnahmen von ihr zur Verfügung gestellt bekommen, auf denen deutlich wird, wie sie sich ganz klar hinter ihren Mann gestellt hat, obwohl die Situation für sie mit sechs Kindern alles andere als leicht war. Letztlich hat sie, indem sie das Erbe ihres Mannes hochgehalten hat, erst dafür gesorgt, dass viele Menschen durch die Standhaftigkeit Pauls ermutigt wurden und auch heute noch davon profitieren können.
Die Vorstellungen in Stuttgart am 27. und 28. September 2025 beginnen um 16 Uhr, Einlass ist ab 14.30 Uhr. Tickets gibt es unter paul-und-gretel.de