Fulda (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina als einzigen Ausweg aus dem Nahost-Konflikt bezeichnet. Darauf müsse die Weltpolitik hinarbeiten, sagte der Limburger Bischof vor Beginn der Herbst-Vollversammlung der katholischen Bischöfe am Montag in Fulda. Die islamistische Terrororganisation Hamas müsse die israelischen Geiseln freilassen, und Israel müsse bereit sein, die Waffen niederzulegen. Während der Herbst-Vollversammlung wollen die Bischöfe eine Erklärung zum Nahost-Konflikt veröffentlichen, kündigte Bätzing an.
Auslöser des derzeitigen Konflikts sei der Terror der Hamas am 7. Oktober 2023, betonte Bätzing. „Verantwortlich sind die Terroristen. Wir stehen an der Seite Israels, aber kritisieren die Vorgehensweise der israelischen Regierung. Es ist menschenverachtend, was derzeit in Palästina geschieht.“ Dies rechtfertige aber in keiner Weise den steigenden Antisemitismus in Deutschland und die Attacken auf Jüdinnen und Juden im Alltag. Diese hätten ein Recht, in Deutschland ihr Leben zu gestalten.
Sorge mache ihm der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland, sagte Bätzing: „Wir müssen alles tun, dass die demokratische Mitte zusammensteht und sich nicht auseinandertreiben lässt von Spaltern.“ Dazu gehöre an erster Stelle die AfD. Ein völkischer Nationalismus, wie er von dieser Partei vertreten werde, sei für Christen nicht akzeptabel, bekräftigte der Bischof. „Ich rate ab, diesen Spaltern noch mehr Stimmen zu geben“, sagte er.
Von Papst Leo XIV. sieht Bätzing Unterstützung für den Reformprozess, in dem sich die katholische Kirche in Deutschland derzeit befindet. Im Januar soll das Forum für den Reformdialog, der sogenannte Synodale Weg, in Stuttgart vorläufig ein letztes Mal zusammenkommen. Ziel ist die Verabschiedung einer Satzung für ein dauerhaftes synodales Gremium in Deutschland. Ein solches Gremium für ganz Deutschland gibt es bislang nicht. Vatikanvertreter waren dem Projekt in der Vergangenheit mit Kritik und Skepsis begegnet, auch unter den deutschen Bischöfen gibt es eine Minderheit, die den Reformprozess nicht mittragen.
Papst Leo hege große Sympathie für die deutschen Katholiken, sagte Bätzing, der erst vor Kurzem vom katholischen Kirchenoberhaupt empfangen worden war. Leo wolle wie sein Vorgänger Franziskus das Prinzip der Synodalität der Kirche weiterführen. Aber der Papst sei „kein Zauberer“, sagte Bätzing. Vieles ändere sich in der Kirche eben nur langsam und nicht überall zeitgleich.
Die katholischen Frauenverbände forderten Reformen für mehr Gleichberechtigung von Frauen und Mitbestimmung von katholischen Laien. „Die Erfahrungen, die Menschen heute mit Kirche machen, sind für viele weiblich geprägt - durch Seelsorgerinnen, Mitarbeiterinnen in den Gemeinden, durch Ehrenamtliche. Das muss sich auch in Strukturen, Entscheidungswegen und Ämtern widerspiegeln“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende der kfd, Ulrike Göken-Huismann.
An diesem Dienstag wollen die Bischöfe intensiver über Handlungsperspektiven angesichts schwindender Kirchenmitglieder und zunehmender Säkularisierungstrends in der Gesellschaft beraten. Die Vollversammlung tagt noch bis Donnerstag in Fulda.