Erstellt werden soll der Leitfaden vom Elisabeth-Krankenhaus in Essen, die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie sowie das Institut für Hebammenwissenschaft der Universität Köln. Die Sozialstiftung NRW fördert das Projekt mit 692.900 Euro.
In Deutschland wurden den Angaben zufolge zuletzt jährlich rund 3.000 Totgeburten registriert. Hinzu kommt die größere Anzahl von schätzungsweise rund 40.000 Fehlgeburten, die sich zu einem früheren Zeitpunkt der Schwangerschaft ereignen. Sie müssen nicht gemeldet werden. Eltern, die ein sogenanntes Sternenkind verlieren, bekämen bislang nicht immer ausreichend Hilfe, weil ihr Unterstützungsbedarf nicht erkannt wird oder bestehende Angebote nicht vernetzt sind.
Viele Eltern stünden nach einer Tot- oder Fehlgeburt zunächst unter Schock, erklärte die Professorin für Hebammenwissenschaften an der Universität Köln, Nicola Bauer. Fehlende Unterstützung für die Betroffenen könne sowohl körperliche als auch psychische Langzeitfolgen haben. Studien zeigten, dass Frauen nach schlecht bewältigten Schwangerschaftsverlusten seltener oder gar nicht mehr schwanger werden.
Die Chefärztin der Frauenklinik am Elisabeth-Krankenhaus, Daniela Reitz, verwies darauf, dass es im Umgang mit den Betroffenen "an klaren Standards und Netzwerken" fehle. "Wir wollen deshalb allen beteiligten Berufsgruppen eine Orientierungshilfe bieten, die eine nahtlose Begleitung von Familien mit Sternenkindern ermöglicht."
Derzeit werden im Rahmen des Projekts alle 146 Geburtskliniken in Nordrhein-Westfalen befragt. Ziel ist eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Strukturen und Unterstützungsangebote für Eltern von Sternenkindern. Im Januar ist ein sogenanntes "World Café" geplant. Dabei diskutieren nicht nur Vertreter der betroffenen Berufsgruppen, sondern auch betroffene Eltern aus Selbsthilfegruppen über Fragen und Lösungsansätze.