Frankfurt, Bogotá (epd). In Kolumbien hat das Sondergericht für Frieden die letzte Führungsriege der 2016 aufgelösten Farc-Guerilla zu acht Jahren gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Während einer am Dienstagvormittag (Ortszeit) live übertragenen Verlesung des Urteils erklärte das Gericht die sieben Männer für Kriegsverbrechen verantwortlich, die durch die Farc begangen wurden, darunter Folter, Entführung, Vertreibung und Ermordung. Die Farc-Anführer hatten ihre Verantwortung im Rahmen des Friedensprozesses eingestanden.
Es ist das erste Urteil der Sondergerichtsbarkeit zur Aufarbeitung des seit den 1960er Jahren anhaltenden bewaffneten Konflikts zwischen Staat, Guerillagruppen und paramilitärischen Milizen, das auf Wiedergutmachung zielt. Bei dem Krieg wurden etwa 300.000 Menschen getötet und rund sieben Millionen vertrieben. Das Sondergericht für den Frieden wurde im Zuge des Friedensvertrags zwischen Regierung und Farc 2016 eingerichtet.
Sieben Jahre lang beschäftigte sich das Gericht mit dem Fall, bei dem es vor allem um die Entführungen der Farc ging - eine gängige Praxis im kolumbianischen Krieg. Insgesamt fast 22.000 Opfer wurden identifiziert, mehr als 4.300 von ihnen haben vor dem Gericht ausgesagt.
Das fünfköpfige Gericht erklärte die Entscheidung als „historisch“. Die ehemalige Führung der Farc müsse die gemeinnützige Arbeit leisten, um auf symbolische Weise Wiedergutmachung zu leisten. Dazu gehören unter anderem die Suche nach verschwundenen Personen und die Räumung von Anti-Personen-Minen. Durch Fußfesseln solle der Standort der Verurteilten erfasst werden. Eine Gefängnisstrafe bleibt ihnen erspart, weil sie mit dem Gericht kooperiert und ihre Verbrechen eingestanden haben.
Schwerpunkt des Sondergerichts sind die Wahrheitsfindung und die Aufarbeitung des Krieges, weniger die Bestrafung der Täter. Am Donnerstag verkündet das Gericht ein Urteil zu der Ermordung von Zivilisten durch Soldaten, um sie als getötete Rebellen auszugeben.