Studie: Akzeptanz von Vielfalt nimmt in Deutschland ab

Studie: Akzeptanz von Vielfalt nimmt in Deutschland ab

Stuttgart, Berlin (epd). Die Zustimmung zu gesellschaftlicher Vielfalt in Deutschland ist deutlich gesunken. Sahen 2019 noch 63 Prozent der Menschen im Land eine zunehmende Vielfalt als Bereicherung, sind es aktuell nur 45 Prozent, geht aus dem am Dienstag in Stuttgart und Berlin vorgestellten „Vielfaltsbarometer 2025“ der Robert-Bosch-Stiftung hervor. Online befragt wurden den Angaben zufolge rund 4.800 deutschsprachige Personen im Alter ab 16 Jahren.

Besonders stark ist danach die Ablehnung gegenüber ethnischer und religiöser Vielfalt. Mit nur 34 von 100 möglichen Punkten wird die Vielfalt der Religionen am schlechtesten bewertet. Davon sind insbesondere Muslime betroffen. Die Zustimmung zu Menschen mit Behinderung bleibt hingegen mit über 80 Punkten stabil auf einem hohen Niveau.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, zog in einer ersten Reaktion eine gemischte Bilanz. Das Vielfaltsbarometer 2025 zeige, dass viele Menschen in Deutschland Vielfalt wertschätzten - anders als oft behauptet, so Ataman: „Das ist die gute Nachricht.“ Die schlechte Nachricht sei, dass diese Zustimmung nicht gegenüber allen Gruppen gleich ausfalle. Sie sehe mit Sorge, „dass vor allem gegenüber Eingewanderten und queeren Menschen die Ablehnung wächst.“

Die Autoren der Studie sehen eine Ursache für die Entwicklung in den globalen Krisen der vergangenen Jahre. Diese hätten zu Verunsicherung und Überforderung geführt. „Verlustängste führen dazu, dass Abgrenzung als vermeintlicher Schutz empfunden wird“, sagte Ottilie Bälz von der Robert-Bosch-Stiftung.

Regional zeigten sich die Menschen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen am offensten. Die niedrigsten Werte wurden in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gemessen. Das frühere klare Gefälle zwischen West- und Ostdeutschland löst sich laut der Studie aber auf, da die Akzeptanz auch im Westen sinkt. Das „Vielfaltsbarometer“ ist eine repräsentative Befragung zum gesellschaftlichen Zusammenleben in Deutschland, die zuletzt 2019 durchgeführt wurde.

Die Studie stellt eine zunehmende Polarisierung fest. Die Gräben zwischen Befürwortern und Gegnern von Vielfalt hätten sich seit 2019 vertieft, erklärte Ferdinand Mirbach von der Stiftung. Er fügte hinzu, dass einige politische und mediale Akteure Unsicherheiten gezielt nutzten, um die Spaltung zu verstärken. Als Gegenmittel empfehlen die Autoren, mehr Räume für Begegnung und Dialog zu schaffen.