Papst-Hype in Chicago

T-shirts und Kappen mit Papst Namen
epd-bild/Mirjam Ruescher
T-Shirts und Baseballcaps mit Bezug zum Papst, sind in Chicago wahre Verkaufsschlager.
Im Geburtsort von Leo XIV.
Papst-Hype in Chicago
T-Shirts, Baseballcaps, Pizzen, sogar ein Bier - seit der Wahl von Robert Francis Prevost zum Papst ist in seiner Heimatstadt Chicago im US-Bundesstaat Illinois ein Hype ausgebrochen. Gläubige wie Geschäftsleute feiern Leo XIV..

Das Elternhaus von Papst Leo XIV. liegt in einer nicht besonders schönen, aber ruhigen Nachbarschaft und ist unscheinbar: Roter Klinker, graues Dach. Vor dem Eingang haben Menschen ein paar Kerzen abgestellt. Mittlerweile weist ein weißes Schild vor dem Haus in einem Chicagoer Vorort auf seine Geschichte hin: "Papst Leo XIV. - Pope Leo's childhood home" steht darauf. Das Gebäude stand zwischenzeitlich kurz vor dem Verfall und hatte in den letzten Jahrzehnten zum Teil zweifelhafte Bewohner. Es stand zum Kauf, als Robert Francis Prevost am 8. Mai zum Papst gewählt wurde. Sein Wert schoss rasant in die Höhe, es gab plötzlich zahlreiche Interessenten.

Am 14. September feiert Papst Leo XIV. seinen 70. Geburtstag. Er ist in Chicago geboren und ganz in der Nähe der US-amerikanischen Millionenmetropole aufgewachsen. Die Einwohner der Stadt am Lake Michigan feiern das neue katholische Kirchenoberhaupt seit dessen Wahl als einen der Ihren. Viele seiner Lieblingsorte sind seitdem zu regelrechten Pilgerstätten geworden. Besonders die Gemeinde Dolton, ein Vorort von Chicago, profitiert von dem neuen Papst. Hier steht das Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hat.

Kürzlich erwarb die Gemeinde das Haus. Die Kommune will daraus eine Touristenattraktion und Pilgerstätte machen. Seit der Papstwahl pilgerten zahlreiche Besucher zu der Adresse. Nachbarin Donna Sagna hat ein Holzkreuz vor dem Haus aufgestellt. In den vergangenen Monaten erlebte sie, wie das Interesse an der Nachbarschaft wuchs. Wann immer es geht, begrüßt sie Besucher an dem Prevost-Haus. Wenn sie nicht da ist, übernimmt ihre Mutter die Wache vor dem Haus.

Das Elternhaus von Papst Leo XIV. (Foto vom 29.06.2025) liegt in einer ruhigen Nachbarschaft in einem Chicagoer Vorort.

Freundlich lädt Donna Sagna Besucher ein, sich vor die rote Eingangstür zu stellen, bietet an, Fotos zu machen: "Gehen Sie ruhig herum, auf der Rückseite gibt es noch zwei weitere rote Türen", fordert sie auf - und schon steht man in dem Garten, in dem der Papst als Kind spielte. Eine Besucherin berichtet, dass sie mit Robert Prevost zur Schule gegangen sei. Ihre Mütter sangen gemeinsam im Kirchenchor. Sie lebt mittlerweile in Arizona. Zusammen mit ihrer Familie ist sie nun zu Besuch in ihrem alten Viertel. "Ich wollte es einfach noch mal sehen. Dass jemand, der auf meine Schule ging, Papst geworden ist, das ist doch verrückt!" Als die Familie wieder losfährt, halten bereits die nächsten Wagen. "So geht das die ganze Zeit", sagt Donna Sagna und wendet sich neuen Besuchern zu.

Auf zur "Chicago Pope Tour" 

Mittlerweile sind auch andere Orte, die in Verbindung zum Leben des Papstes stehen, zum Anziehungspunkt für Besucher geworden. Einer, der sich das zunutze machen will, ist Tyler van Duvall. Er hat die "Chicago Pope Tours" ins Leben gerufen. Die Bus-Tour führt zu den wichtigsten Stationen der frühen Lebensjahre des Papstes. Sie beginnt an der "Holy Name Cathedral" in Chicago, wo Prevosts Eltern geheiratet haben. Die zweieinhalbstündige Tour kostet 65 US-Dollar.

Ein Gemälde von Leo ziert eine Wand im Stadion der "White Sox", das Baseball-Team ist die Lieblingsmannschaft des Papstes. Bei "Aurelio's Pizza" wird eine "Poperoni Pizza" mit extra viel Salami angeboten. Die kleine Brauerei "Burning Bush Brewery" hat das "Da Pope"-Bier auf der Speisekarte, ein mildes amerikanisches Craftbeer. "Es mag nicht das Blut Christi sein, aber es ist gesegnet mit einem biblischen Level an Geschmack", steht in der Getränkekarte.

Papst-Merchendising Produkte sind ratz-fatz weg

Auch in den Andenkenläden ist das Konterfei Leos überall zu sehen. Die T-Shirts sind ein großer Verkaufshit. In einem der Souvenir-Shops am "Navy Pier" - Seebrücke, Einkaufszentrum und Veranstaltungsort der Stadt - schiebt Verkäuferin Marisol das letzte Shirt mit dem Bild des Papstes über den Verkaufstresen. "Wir verkaufen so viele davon, dass wir gar nicht mit der Bestellung hinterherkommen. Normalerweise haben wir drei Motive, das war jetzt aber das Letzte", erklärt sie. Im benachbarten Sportartikel-Geschäft gibt es immerhin noch Papst-Shirts, die Leo mit seinen Insignien in Baseballschläger-Pose zeigen.

 

Aber nicht überall geht es um den Papst. Der Hype ist nicht in der ganzen Stadt zu sehen und zu fühlen. Es gibt keine großen Werbebanner oder Plakate. Hotelportier Steven zuckt auf die Frage nach dem Papst und einem neuen Besucheransturm nur mit den Schultern. Auch in der benachbarten katholischen Kirche, die offen für Besucher ist, ist augenscheinlich alles wie immer. Dafür diskutieren im neuen Harry-Potter-Geschäft um die Ecke zwei Frauen, die gerade Zauberstäbe für ihre Kinder gekauft haben, wo sie noch ein Papst-T-Shirt bekommen können. Chicago und der Papst, es scheint, als sei das erst der Anfang.