Der Aachener Friedenspreis hat die Bedeutung von Beharrlichkeit und Zivilcourage für eine freie und friedliche Gesellschaft betont. Die Preisträger aus dem Iran und aus Ostdeutschland verweigerten es, sich "Willkür und der Einschüchterung zu unterwerfen", sagte der deutsch-iranische Regisseur Ali Samadi Ahadi in seiner Laudatio am Montagabend in der Aula Carolina in Aachen.
Mit dem Preis wurden Horst und Birgit Lohmeyer geehrt, die ein Musik-Festival gegen Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern organisieren. Auch die studentische Medienplattform "Amirkabir Newsletter" aus dem Iran erhielt den Friedenspreis. Die Auszeichnung wird traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen.
Laudator Ahadi würdigte das Ehepaar Lohmeyer laut vorab veröffentlichtem Manuskript als "Symbolfiguren für Zivilcourage". Ihr 2007 gegründetes Festival "Jamel rockt den Förster" im gleichnamigen Neonazi-Dorf sei zum Symbol dafür geworden, "dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer wieder verteidigt werden muss". So hätten sie "mitten in einem Dorf, das Rechtsextreme für sich beanspruchen wollten, einen Ort der Freiheit, der Vielfalt und der Demokratie" geschaffen. Sie seien auch nach schweren Angriffen in Jamel geblieben.
"Was in Jamel geschieht, betrifft uns alle", betonte Ahadi. Rechtsextreme würden gezielt in Dörfern eigene Strukturen schaffen und Einschüchterung verbreiten. Die Lohmeyers stellten sich dem entgegen, und zwar "nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Musik. Mit Offenheit. Mit Gastfreundschaft. Mit Humor."
Fakten flattern als E-Mail rein
Den "Amirkabir Newsletter" lobte der deutsch-iranische Filmemacher Ahadi als "Gedächtnis des Widerstands" und "landesweite Stimme der Studierendenbewegung" im Iran. Die Redaktion habe sich seit der Gründung Ende der 1990er Jahre zu einer "tragende Säule der Wahrheit" entwickelt, die weit über die Universitäten hinausreiche. Trotz Verfolgung, Zensur, Entlassungen aus den Hochschulen und Inhaftierungen durch das iranische Regime habe Amirkabir im Untergrund überlebt, sammele Namen von verschwundenen Menschen, prüfe Propaganda-Bilder und -Behauptungen, dokumentiere Fakten.
Der "Amirkabir Newsletter" wurde 2009 vom iranischen Regime gesperrt. Bis dahin hat die Medienplattform laut dem Friedenspreis-Verein unter anderem über Menschenrechtsverletzungen, Aktionsaufrufe und Studentenproteste berichtet. 2015 wurden die Aktivitäten auf einem Telegram-Kanal und weiteren Social-Media-Präsenzen wieder aufgenommen. Ahadi betonte: "Frieden bedeutet nicht Schweigen, sondern die Verteidigung des Raumes, in dem Wahrheit ausgesprochen werden darf. Es geht um das Fundament, auf dem Freiheit erbaut ist: um Wissen."
Der mit jeweils 2.000 Euro dotierteAachener Friedenspreis zeichnet seit 1988 jährlich Menschen und Gruppen aus, die an der Basis und oft aus benachteiligten Positionen heraus für Frieden und Verständigung arbeiten. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem der Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel und Pro Asyl. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die "Omas gegen Rechts" und die "Youth Initiative for Human Rights".