Epidemiologe fordert Verbesserungen bei Pandemie-Prävention

Epidemiologe fordert Verbesserungen bei Pandemie-Prävention
22.08.2025
epd
epd-Gespräch: Lino Wimmer

Hamburg, Frankfurt a.M. (epd). Der Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Jürgen May, hat in der Pandemie-Prävention eine engere Zusammenarbeit deutscher Gesundheitsbehörden angemahnt. „Es braucht endlich umfassende Überwachungssysteme“, sagte May dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf sogenannte Zoonosen, also Übertragungen von Infektionskrankheiten vom Tier auf den Menschen.

In Deutschland kümmere sich beispielsweise das Robert Koch-Institut im Auftrag des Gesundheitsministeriums in erster Linie um Infektionskrankheiten bei Menschen. Mit Mücken und Wildtieren befassten sich wiederum andere Forschende, die einem anderen Ministerium zugeordnet seien. Oft kenne die eine Seite die Daten nicht, die die andere erhebe. Dabei könne man aber viel lernen. „Denn wenn man umfassende Daten zusammenträgt und mit künstlicher Intelligenz auswertet, dann lässt sich ein präziseres Frühwarnsystem bauen.“

May ist Mitglied der 2019 gegründeten One-Health-Kommission, die Anfang August einen ersten Bericht in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht hatte. Der interdisziplinäre One-Health-Ansatz untersucht, wie eng die Gesundheit von Mensch, Tieren und Umwelt verwoben ist, und wirbt für mehr Respekt für das Wohlergehen anderer Lebewesen.

Der nun veröffentlichte Forschungsbericht der One-Health-Kommission empfiehlt auch weitere politische Maßnahmen wie einen globalen Pandemievertrag. Dass diese Maßnahmen in der sachlich gebotenen Breite umgesetzt werden, hält der Tropenmediziner im Moment aber für wenig wahrscheinlich. „Über globale Gesundheitsthemen hat man sogar vor Covid mehr gesprochen als heute.“ Hinzu komme: „Wenn die USA kaum Geld mehr zur Verfügung stellen, um Epidemien einzudämmen, dann macht das auch in anderen Ländern Schule“, sagte er.