Berlin (epd). Mehrere Hunderttausend Menschen sind laut Veranstalterangaben anlässlich des Berliner Christopher Street Days (CSD) durch die Hauptstadt gezogen. „Die Demonstration war so groß wie lange nicht mehr“, teilte der Vorstand des Berliner CSD-Vereins am Samstag mit. Die gesellschaftliche und politische Situation habe die queere Community und deren Unterstützerinnen und Unterstützer im besonderen Maße mobilisiert. Der Demonstrationszug sei laut einer Polizeisprecherin bis zum Nachmittag ohne Vorfälle und friedlich verlaufen.
Der CSD war am Samstagmittag durch den Co-Vorstand des Berliner CSD-Vereins, Marcel Voges, eröffnet worden. Er sagte in seiner Eröffnungsrede, die queere Community wolle „den Platz in der Gesellschaft, den wir uns über viele Jahre erkämpft haben, mit aller Kraft verteidigen“. Das diesjährige Motto lautete „Nie wieder still!“ Auch die Bundestagsvizepräsidenten Josephine Ortleb (SPD) und Omid Nouripour (Grüne) sprachen zu den Teilnehmenden.
Auf der Demonstration wurden drei politische Kernforderungen gestellt werden: der Erhalt der Community- und Beratungsstrukturen, die Aufnahme queerer Menschen ins Grundgesetz und ein wirksamer Kampf gegen Hasskriminalität.
Der Demonstrationszug setzte sich leicht verspätet mit 80 Wagen und 100 Fußgruppen in Bewegung. Gegen 17 Uhr erreichte er das Brandenburger Tor. Dort war neben der Abschlusskundgebung ein Programm aus Musik und Reden geplant, das bis Mitternacht gehen soll. Unter anderem soll dort die Band Monrose auftreten.
Der Regierende Bürgermeister Berlins, Kai Wegner (CDU), hatte am Vormittag bei einer Kranzniederlegung an die Menschen erinnert, die in der NS-Diktatur aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt, verfolgt oder ermordet wurden. An dem stillen Gedenken nahmen auch Vertreter des Lesben- und Schwulenverbands Berlin teil.
Wegner sagte dem Sender „Welt TV“, „wir wollen, dass Berlin bunt ist. Wir wollen die Regenbogen-queere Community in die Mitte der Gesellschaft rücken.“ Man werde keine Hasskriminalität gegenüber der queeren Gemeinschaft dulden, erklärte der Regierende Bürgermeister.
Der Demonstrationszug passierte am Schöneberger Ufer eine Gegendemonstration aus dem rechtsextremen Spektrum. Dort hatten sich laut Polizeiangaben Teilnehmer im „niedrigen zweistelligen Bereich“ versammelt, 400 waren vorab angemeldet worden. Dazu hatte unter anderem die rechtsextreme Jugendorganisation „Deutsche Jugend Voran“ mobilisiert.
Laut Polizeiangaben wurde die Anmelderin gemeinsam mit fünf weiteren Personen vorübergehend am Bahnhof Alexanderplatz festgenommen. Den Beschuldigten wurden Beleidigung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz sowie das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole vorgeworfen. Auch auf der rechtsextremen Kundgebung selbst sei es zu vereinzelten polizeilichen Maßnahmen gekommen, auch dort sollen verfassungsfeindliche Symbole gezeigt worden sein. Außerdem wurde gegen das Waffengesetz verstoßen.
Die Polizei war am Samstag in Berlin mit insgesamt 1.300 Kräften vor Ort. Darunter befanden sich auch Unterstützungseinheiten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und der Bundespolizei.