Mendel: Macklemore-Auftritt beim Deichbrand hinnehmen

Mendel: Macklemore-Auftritt beim Deichbrand hinnehmen
15.07.2025
epd
epd-Gespräch: Sonja Scheller

Frankfurt a.M., Cuxhaven (epd). Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, hat sich dafür ausgesprochen, den geplanten Auftritt des wegen antisemitischer Äußerungen umstrittenen US-Rappers Macklemore beim Deichbrand-Festival an der Nordseeküste hinzunehmen. „Das ist der Preis, den wir dafür zahlen, dass wir in einer freien Gesellschaft leben dürfen“, sagte Mendel dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Veranstalter des Musikfestivals hatten sich zuvor von Mitarbeitern der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main zum Thema Antisemitismus sensibilisieren lassen. Der Rapper soll am Sonntag zum Abschluss des viertägigen Events in der Nähe von Cuxhaven auftreten. Vertreter des Judentums hatten massive Kritik an dem Auftritt geübt.

Macklemore habe unter anderem in seinen Liedern inakzeptable Äußerungen getroffen, sagte Mendel. Er selbst verurteile das, betonte der Historiker und Pädagoge. So habe der Rapper etwa die Politik Israels mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt. „Das ist ein klarer Indikator für israelbezogenen Antisemitismus.“ Viele weitere Beispiele zeigten, dass der Sänger die Grenzen zwischen legitimer Kritik an der israelischen Regierung und Antisemitismus überschritten habe.

Sollte es beim Festival-Auftritt zu strafrechtlich relevanten Aussagen kommen, müssten diese zur Anzeige gebracht werden. „Wenn auf der Bühne Volksverhetzung betrieben wird, wenn gegen Juden gehetzt oder Israel in antisemitischer Weise kritisiert wird, müssen die Veranstalter Anzeige erstatten“, sagte Mendel.

Gleichzeitig warnte er vor generellen Auftrittsverboten für Künstler, die sich antisemitisch, rassistisch, sexistisch oder homofeindlich geäußert haben. Protest sei legitim, ein Verbot aber mit Prinzipien einer liberalen Demokratie nicht vereinbar. Kein Verwaltungsgericht würde es zulassen, dass Personen aufgrund von Äußerungen, die sie in der Vergangenheit getätigt hätten, nicht auftreten dürfen. „Die Tatsache, Antisemit zu sein, ist an sich noch kein Strafbestand.“

Auftrittsverbote könnten zudem kontraproduktiv sein, sagte Mendel. Erfahrungen zeigten, dass sie oft den gegenteiligen Effekt hätten. „Die betroffenen Künstler können sich als Opfer einer vermeintlichen Cancel Culture darstellen - das spielt am Ende den Antisemiten in die Hände.“