Rom, Frankfurt a.M. (epd). Der von Papst Franziskus angestoßene Reformprozess der katholischen Weltkirche wird unter seinem Nachfolger Leo XIV. fortgesetzt. Der Vatikan veröffentlichte am Montag einen einheitlichen Fahrplan für die Umsetzung der Synodenbeschlüsse aus dem vergangenen Oktober. Bischöfe und einige Laien aus aller Welt hatten sich im Abschlussdokument zur vierjährigen Weltsynode auf Reformvorschläge für mehr Transparenz und Vielfalt in der katholischen Kirche geeinigt. Papst Franziskus hatte das Dokument zum Bestandteil des päpstlichen Lehramts erklärt und kurz vor seinem Tod angekündigt, dass die Phase der Ausführung 2028 mit einer kirchlichen Versammlung im Vatikan enden solle. Das hat sein Amtsnachfolger Leo Ende Juni bestätigt, wie der Vatikan am Montag mitteilte.
Demnach sollen katholische Laien ein größeres Mitbestimmungsrecht bei kirchlichen Veränderungen bekommen. Wie aus dem Dokument hervorgeht, sind Laien, auch Frauen, aufgerufen, die Umsetzung der Ergebnisse der katholischen Weltsynode in ihren jeweiligen Pfarreien mit voranzutreiben. Sogenannte „synodale Teams“ sollen die Bischöfe bei Entscheidungen beraten. Die Bischöfe sind aber wie bislang auch Letztverantwortliche bei allen Entscheidungen. Die Teams sind nur ein Bestandteil der Bestimmungen für die Umsetzung der Beschlüsse.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete das Dokument des Synodensekretariats als „sichtbaren Ausdruck“ dafür, dass der synodale Weg der Weltkirche weitergehe. Das sei erfreulich, weil so auch Papst Leo XIV. den synodalen Prozess und das Voranschreiten auf diesem Weg bestätige. Der Limburger Bischof rief dazu auf, das Schlussdokument „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Mission“ auf allen Ebenen der Kirche in Deutschland zu lesen und zu leben.
Die ausführende Phase des synodalen Prozesses soll im Oktober 2028 mit einer kirchlichen Versammlung in Rom abgeschlossen werden. Es wäre die erste Versammlung dieser Art in der Geschichte der katholischen Kirche.
Dazwischen sollen in mehreren Stufen die Diözesen und Ortskirchen weltweit Veränderungen nach einem gemeinsamen Fahrplan angehen. Im ersten Halbjahr 2027 ist jeweils eine Versammlung auf Ebene der Diözesen geplant, gefolgt von einer Versammlung auf jeweiliger nationaler Ebene der Bischofskonferenzen. Im ersten Drittel des Jahres 2028 soll es kontinentale Versammlungen geben. Die Evaluation dient der Vorbereitung auf die große Versammlung 2028 im Vatikan, die das Synoden-Sekretariat im Vatikan vorbereitet.
Ziel des Prozesses sind praktische und strukturelle Veränderungen, um die Kirche dauerhaft synodaler zu machen, die Evangelisierung zu stärken und neue Wege des kirchlichen Handelns zu ermöglichen. Das Dokument, das den Ortskirchen sehr viel Spielraum lässt und wenige konkrete Vorgaben macht, nennt mehrere Anwendungsbeispiele. Ortskirchen sollen ihre Erfahrungen teilen, etwa für Fortschritte beim Zugang von nicht geweihten Frauen und Männern zu Leitungsaufgaben, bei der Erprobung von neuen Formaten in der Seelsorge, bei der Aktivierung von Entscheidungsprozessen im synodalen Stil und der Erprobung geeigneter Formen von Transparenz und Rechenschaftspflicht in den Bistümern.
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte das Dokument aus dem Vatikan als „wichtigen, aber auch notwendigen Appell“ an die Diözesen in aller Welt, erneuerte Praktiken und Strukturen in der Kirche zu erproben „und konkret im kirchlichen Alltag umzusetzen“. Für den Synodalen Weg in Deutschland stelle das Schreiben „eine starke Ermutigung dar“, hieß es in der Stellungnahme. Erfreut zeigten sich die Verantwortlichen auch darüber, dass der unter Papst Franziskus aufgestellte Zeitplan „unverändert beibehalten wird“.