Wir leben in einer Zeit, in der Effizienz fast zum höchsten Gut erhoben wurde. Die Kalender sind voll, die Benachrichtigungen laufen über, und selbst abends auf dem Sofa oder beim Sport summt noch das Smartphone. Da scheint Urlaub wie ein störender Fremdkörper. Dabei ist er genau das Gegenteil: eine Erinnerung daran, dass wir mehr sind als unsere Termine.
Denn wer ständig nur gibt, wird irgendwann leer. Und wer nie innehält, verlernt zu atmen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Der Mensch ist nicht gemacht für Dauerleistung. Die Seele braucht Raum – zum Aufatmen, zum Spüren, zum Loslassen. Urlaub kann genau das sein: ein Raum, in dem nichts muss, aber viel darf.
Es ist kein Zufall, dass Gott selbst am siebten Tag ruhte. Nicht, weil er müde war. Sondern weil Ruhe zur Schöpfung gehört wie das Licht und das Leben. Auch Jesus zog sich zurück, immer wieder. An stille Orte, ins Gebet. Er lebte, was wir oft vergessen: Dass Stille keine Zeitverschwendung ist, sondern heilend wirkt.
Urlaub ist also keine Schwäche. Kein Ego-Trip. Sondern Ausdruck von Klugheit – und von Vertrauen. Wer sich eine Pause gönnt, zeigt: Ich weiß, dass ich nicht alles selbst tragen muss. Ich darf loslassen. Ich darf einfach da sein. Und das genügt.
Wir tun gut daran, Urlaub nicht als Unterbrechung des Alltags zu sehen, sondern als Teil eines gesunden Lebensrhythmus. Als geistliche Praxis vielleicht sogar. Als Zeit, in der wir wieder hören lernen, was unser Leben trägt – jenseits von Leistung und Pflicht.
Einatmen. Ausatmen. Empfangen. Weitergeben. Der Wechsel von Arbeit und Pause ist kein Gegensatz. Er ist unser Lebensrhythmus. Und wer ihn achtet, achtet sich selbst – und die Schöpfung, in der wir leben. Ich wünsche Ihnen Mut zur Pause. Und einen Urlaub, der mehr ist als Erholung: eine stille Erinnerung daran, dass Sie geliebt sind – unabhängig davon, was Sie leisten.