Frankfurt a.M., Sevilla (epd). Die UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Sevilla ist nach Einschätzung der „Brot für die Welt“-Referatsleiterin Mareike Haase deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Pro Jahr fehlten Schätzungen zufolge vier Billionen US-Dollar, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, sagte Haase dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Und dieses Treffen hier hat überhaupt keinen Weg aufgezeigt, um diese Lücke auch nur annähernd zu füllen.“ Viele Delegationen aus Ländern des globalen Südens seien von dem Ergebnis enttäuscht.
Die bereits am Montag zum Beginn der viertägigen Konferenz verabschiedete Erklärung zeichne sich vor allem dadurch aus, dass sie sehr vage sei, sagte Haase. Es würden zwar wichtige Punkte angesprochen, wie zum Beispiel Reformen im Steuersystem. „Aber es wurden überhaupt keine handfesten Schritte vereinbart - weder gibt es einen Zeitrahmen noch konkrete Zusagen für finanzielle Beiträge.“ Dies sei angesichts der weltweiten Zunahme von Hungerkrisen, Kriegen und Konflikten und dem Rückzug der USA aus der internationalen Hilfe zu wenig, kritisierte Haase, die beim kirchlichen Hilfswerk „Brot für die Welt“ das Referat Welternährung und soziale Rechte leitet.
Bei der Konferenz in Sevilla sollten Wege gefunden werden, wie mehr Geld für die Erreichung der insgesamt 17 UN-Nachhaltigkeitsziele mobilisiert werden kann. Dazu zählen etwa ein Ende von Hunger und Armut, der Zugang zu hochwertiger Bildung für alle Menschen sowie mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählten Regierungsvertreter aus aller Welt und Delegierte der UN sowie von internationalen Organisationen wie der Weltbank. Die USA hatten sich aus dem Verhandlungsprozess verabschiedet.
Nach Einschätzung von Haase, die an der Konferenz teilgenommen hat, wurde in Sevilla auch deutlich, dass die Industrieländer massiv an Glaubwürdigkeit verloren haben. So gebe es zwar in der Abschlusserklärung ein Bekenntnis zu dem Ziel, mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für die Entwicklungszusammenarbeit auszugeben. Dem stünden aber Kürzungen in vielen Ländern, auch in Deutschland, gegenüber. „Das steht im völligen Widerspruch zu dem, was jetzt auch in Sevilla erneut festgehalten wurde“, sagte Haase. Das Vertrauen in Deutschland als verlässlichen Partner werde dadurch „massiv gestört“.
Nach den Konferenzen in Monterrey (2002), Doha (2008) und Addis Abeba (2015) ist das Treffen in Sevilla die vierte Zusammenkunft dieser Art. Sie endet am Donnerstag.