Duisburg (epd). Die Kindernothilfe hat mehr Einsatz der Politik für die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen gefordert. „Wir sehen mit Sorge, dass sich viele Staaten - auch Deutschland - zunehmend aus ihrer internationalen Verantwortung zurückziehen“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Hilfsorganisation, Katrin Weidemann, am Dienstag in Duisburg. Während die Bundesregierung plane, die Verteidigungsausgaben bis 2029 jährlich zu erhöhen, würden Gelder für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit gekürzt.
„Kinderrechte sind kein Luxus - und erst recht kein Sparposten“, sagte Weidemann. Man fordere die Bundesregierung „mit Nachdruck auf, Kinderrechte in allen Haushaltsentscheidungen zu priorisieren“.
Die Etats für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe dürften nicht weiter gekürzt werden. „Mit dem jetzt vorliegenden Haushaltsbeschluss wird es im Bereich der privaten Träger zwölf Prozent weniger Mittel geben, die Gelder für humanitäre Hilfe werden sogar um mehr als 50 Prozent gekürzt“, erklärte die Vorstandsvorsitzende. Im Entwurf für den Bundeshaushalt, den das Kabinett vergangene Woche beschlossen hatte, sind 10,3 Milliarden Euro für das Entwicklungsministerium vorgesehen. 2024 waren 11,2 Milliarden Euro eingeplant gewesen.
Weidemann verwies darauf, dass aktuell weltweit fast 50 Millionen Kinder auf der Flucht seien. Diese Zahl habe sich damit innerhalb von zehn Jahren „mehr als verdoppelt“. Bis 2050 werde es voraussichtlich 216 Millionen Klimaflüchtlinge geben, weil Ernteausfälle und Wasserknappheit den Familien die Lebensgrundlage nähmen. Im vergangenen Jahr wurden laut den Vereinten Nationen über 36.000 Kinder Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen in Konflikten.
Trotz der globalen Krisen und der schrumpfenden internationalen Hilfszusagen habe die Kindernothilfe 2024 ein „Jahr der Stabilität“ verzeichnet. Die Erträge summierten sich den Angaben nach auf fast 73,2 Millionen Euro, das ist ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Dazu trugen vor allem deutliche Zuwächse in den Bereichen Zuwendungen und Zuschüsse sowie Erbschaften und Vermächtnisse bei. Im Bereich Spenden bewegten sich die Einnahmen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Kindernothilfe unterstützte mit ihren Projekten nach eigenen Angaben mehr als 2,2 Millionen Kinder in 39 Ländern. Die Programmausgaben lagen 2024 demnach bei 62,3 Millionen Euro, die gesamten Aufwendungen bei knapp 78,3 Millionen Euro. Mehr als 130.500 Spenderinnen und Spender unterstützten die Arbeit der Organisation.