Berlin (epd). Die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, spricht sich für eine strenge Alterskontrolle im Netz und bei der Nutzung sozialer Medien aus. „Altersgrenzen und die wirksame Überprüfung des Alters im Netz sind ein zentraler Baustein für den Kinder- und Jugendschutz im digitalen Raum“, sagte Claus den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Junge Menschen müssten auch im digitalen Raum geschützt aufwachsen können. „Sie brauchen 'Safe Spaces'.“ Deshalb brauche es angemessene Altersgrenzen für den Zugang von Kindern und Jugendlichen, bei denen Erwachsene ausgeschlossen werden können.
Aktuell sehe dies ganz anders aus, sagte Claus. Sie nannte als Beispiel die Chatfunktion von Onlinespielen. „Da haben Erwachsene derzeit unbegrenzt Zugriff auf junge Menschen und nutzen dies für sexuelle Anbahnung. Das kann so nicht bleiben“, kritisierte sie. Zudem würden Kinder und Jugendliche heute ungefiltert mit massiv belastenden Inhalten auf Social Media konfrontiert. „Auch hier muss digitaler Kinder- und Jugendschutz ansetzen“, mahnte Claus.
Technische Lösungen allein reichen ihrer Ansicht nach nicht aus. Auch die Eltern seien gefordert. „Sie müssen dazu lernen und hinschauen, was ihr Kind im Netz macht“, sagte sie. „Die meisten überblicken nicht, wo ihre Kinder unterwegs sind und wo die Gefahren sind. Online ist Interaktion schon mit Vier- und Fünfjährigen möglich, da findet auch schon Cyber-Grooming statt.“
Hintergrund ist ein aktueller Fall aus Hamburg. Dort hat die Polizei einen 20-Jährigen festgenommen, der Kopf einer internationalen Gruppe sein soll, die Kinder sexuell online missbraucht. „In dieser auf Selbstverletzung angelegten Form scheint der Fall aus Hamburg ein Extremfall zu sein“, erklärte Claus. „Aber wir werden in Deutschland zunehmend mit ähnlichen Situationen konfrontiert sein. Wir sehen mittlerweile auch hier Fälle von Sextortion, in denen Minderjährige sexuelle Bilder von sich teilen und damit erpresst werden.“