Berlin (epd). Nach Auflösung der Interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (IKA) in drei ostdeutschen Bistümern wird die Kritik an der Entscheidung lauter. Die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, bezeichnete das Vorgehen als „klaren Bruch der Vereinbarung“. Dies sei nicht zu akzeptieren, sagte sie dem im hessischen Oberursel erscheinenden Magazin „Publik-Forum“ (Montag).
Die Kommission hatte im Mai 2023 für das Erzbistum Berlin, die Bistümer Görlitz und Dresden-Meißen sowie die katholische Militärseelsorge ihre Arbeit aufgenommen, wurde aber Ende Mai von den zuständigen Bischöfen aufgelöst - kurz vor der Vergabe einer großen Aufarbeitungsstudie. Als Gründe wurden neben Rücktritten von Mitgliedern auch „anhaltende kommunikative Probleme“ innerhalb der Kommission angegeben.
Dem MDR hatte Claus gesagt, dass mit dem Vorgehen den Betroffenen der Boden für eine unabhängige Aufklärung und Aufarbeitung entzogen werde. Sie erwarte daher den Aufbau verlässlicher Strukturen. Auch die katholische Reformbewegung Maria 2.0 kritisiert die Auflösung. Zugleich forderte sie, eine Missbrauchsstudie gerade jetzt in Auftrag zu geben.
Die Bistümer betonten, die Aufarbeitung fortsetzen zu wollen. Die Diözese Dresden-Meißen hält es für wahrscheinlich, dass eine Studie und Kommission eher auf Ebene des Bistums eingerichtet werden.
Auch Betroffenenvertreter hatten die Kommission zuvor kritisiert. Das Gremium werde dem Anspruch einer unabhängigen, transparenten und partizipativen Aufarbeitung nicht gerecht, hieß es.