Mit Spielen das Leben besser bewältigen

Freundinnen beim Spielen am Barbie-Haus mit Barbie-Puppen.
epd-bild/Anke Bingel
"Das Spiel ist die erste Form der Weltaneignung", sagt der frühere evangelische Diakon und landeskirchliche Referent für Kinder- und Jugendkulturarbeit.
Positive Wirkung von Spielen
Mit Spielen das Leben besser bewältigen
Das Spielen boomt - seien es Brett-, Gruppen- oder Computerspiele. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene spielen, was das Zeug hält. Warum eigentlich? Und gibt es gute und schlechte Spiele?

Spielen dient laut dem Spielpädagogen Uli Geißler dazu, das Leben besser zu bewältigen. Beim Spielen würden unterschiedliche Herangehensweisen erprobt, ohne dass Handlungen reale Konsequenzen haben, sagte Geißler in Fürth. Dies gelte für Brettspiele ebenso wie für Gruppen- und Computerspiele, sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Der Spieltrieb sei im Wesen des Menschen angelegt: "Das Spiel ist die erste Form der Weltaneignung", sagt der frühere evangelische Diakon und landeskirchliche Referent für Kinder- und Jugendkulturarbeit. Schon Babys erkennten spielerisch Regeln, erprobten diese und leiteten aus den Ergebnissen ein Handeln ab, so der Spiel- und Kulturpädagoge, der mehrere Spiele und Bücher verfasst hat. 

Vom Grundwesen her seien Spiele zweckfrei und freiwillig, und doch könnten sie einen Sinn erfüllen oder ein Ziel verfolgen. Es gelte zu fragen: "Will ich ein Ziel erreichen oder mich nur beschäftigen?", so Geißler. Früher habe es sehr viele kompetitive Spiele gegeben, bei denen die Spielenden konkurrieren. Heute seien kooperative Spiele, bei denen man gemeinsam etwas erreichen muss, im Trend. 

Früher habe es sehr viele kompetitive Spiele gegeben, bei denen die Spielenden konkurrieren. Heute seien kooperative Spiele, bei denen man gemeinsam etwas erreichen muss, im Trend.

Unter den Videogames gebe es gute und schlechte: Manche Spiele förderten die Vereinsamung und hätten negative Ziele. So ist etwa "Fortnite" laut Geißler "eine Mordsschießerei". Der Erfolg gebe dem Spieler ein gutes Gefühl, "aber die Tätigkeit finde ich schlimm", sagt er: "Sowas dürfte nicht programmiert werden - was ist das für eine Vorstellung vom Menschen?" Es gebe aber auch positive Computerspiele, bei denen man Dörfer aufbaut, Welten entwickelt und für Konflikte machbare Lösungen findet.

Auch Teambuilding-Maßnahmen von Firmen setzen laut Geißler auf spielpädagogische Ansätze. "Escape Games" oder Kletterwald-Events böten "ein Abtauchen in eine andere Welt, aber auch ein Erproben eines anderen Verhaltens". Positiv sieht Geißler den Gamification-Trend, bei der ernste Umgebungen spielerisch aufgelockert werden, etwa bei einer Sprachlern-App oder einer Museumsrallye: "Sie alle folgen dem Prinzip: Was mich umgibt, eigne ich mir auf lockere Weise an. Da gibt es tolle Sachen!"