Aktivistin: Krieg im Sudan hat Frauenrechtsbewegung ausgebremst

Aktivistin: Krieg im Sudan hat Frauenrechtsbewegung ausgebremst
03.06.2025
epd
epd-Gespräch: Natalia Matter

Frankfurt a.M. (epd). Der Krieg im Sudan hat laut der Aktivistin Zinab die junge Emanzipationsbewegung der Frauen ausgebremst. „Im Zuge der Revolution von 2018 haben Frauen angefangen, sich zu organisieren, gegen die Machtverhältnisse zu kämpfen und sich öffentlich in die Politik eingemischt“, sagte die Mitbegründerin zahlreicher feministischer Netzwerke im Sudan, die aus Sicherheitsgründen nicht mit ihrem richtigen Namen zitiert werden möchte. So spielten die Sudanesinnen eine entscheidende Rolle beim Sturz von Langzeitherrscher Omar al-Baschir 2019. „Seit dem Krieg sind die Frauen aber vor allem damit beschäftigt zu überleben.“

Zwar funktionierten viele Netzwerke und kleine Initiativen auch nach der Eskalation des Machtkampfes zwischen der Armee und den paramilitärischen RSF-Milizen 2023. „Aber sie versuchen vor allem, Frauen in Not mit Essen, Wasser oder Hygieneartikeln zu unterstützen“, sagt die Aktivistin, die in Uganda im Exil lebt. Der Krieg hat eine der schwersten humanitären Krisen hervorgerufen, mit rund 25 Millionen Hungernden und über zwölf Millionen Menschen auf der Flucht.

Manchmal könnten die Aktivistinnen Frauen in den Kriegsgebieten auch mit Informationen unterstützen, sagt die Menschenrechtlerin. So bringt das Frauennetzwerk für Frieden und Entwicklung im Bundesstaat Blue Nile, das Zinab mitbegründet hat, Geflüchteten das Seifenmachen bei, weil sie kein Geld dafür haben.

Sudanesische Aktivistinnen im Exil sammelten Geld und informierten Organisationen wie die Afrikanische Union, die Afrikanische Menschenrechtskommission ACHPF oder die UN über die Lage der Frauen im Sudan. „Auf eine Art sind wir Frauen noch stärker geworden“, sagte sie. „Der Krieg fordert unsere Kreativität.“

Frauen außerhalb des Sudan dokumentierten über ihre Netzwerke auch die grassierende sexualisierte Gewalt, die beide Kriegsparteien als Waffe einsetzten. „Im Sudan können Frauen nicht darüber sprechen, das ist zu gefährlich, die Täter können sie erneut vergewaltigen, sie töten, oder ihre Familie bedrohen.“ Schon vor dem Krieg sei dies schwierig gewesen, „weil sie immer Dir die Schuld geben“.

Im Zuge der Revolution haben Frauen Zinab zufolge angefangen, sich gegen solche Einstellungen zu wehren. „Sie wollten das nicht mehr akzeptieren, weder von den Männern an der Macht, noch von den Männern zu Hause.“ Manche Männer hätten ihren weiblichen Familienmitgliedern verbieten wollen, auf die Demonstrationen zu gehen. „Aber so etwas konnte uns nicht mehr aufhalten, und der Mut von einer hat jeden Tag weitere Frauen ermutigt - bis der Krieg kam.“

Auch im Exil seien die Frauen zurückgeworfen. „Die Bedingungen in den Flüchtlingslagern sind sehr schlimm, es gibt zu wenig Unterkünfte und nicht genug zu essen“, sagt Zinab. Und wenn man über die Verbrechen von Armee und RSF spreche, begebe man sich in Gefahr. „Wir sind nicht sicher, sie haben ihre Leute auch außerhalb des Sudan.“