Buchtipps zum Thema Pride Month

Mann sitzt lesend im Sessel mit Regenbogentasse
Getty Images/iStockphoto/TinaFields
Im Juni ist Pride Month. Dieser Monat steht für Stolz, Toleranz und Selbstbewusstsein für queere Menschen.
Blick in die Literatur
Buchtipps zum Thema Pride Month
Der Pride Month im Juni erinnert an den Kampf für queere Rechte und macht auf weltweite Diskriminierung aufmerksam. Das Ev. Literaturportal empfiehlt aktuelle Bücher, die für Vielfalt, Toleranz und ein friedliches Miteinander stehen.

Wünschen

Wünschen. Von Chukwuebuka Ibeh.

Roman über das Erwachen der Liebe eines Jungen im Nigeria der 2010er Jahre. Das Private ist politisch, das Politische privat. 

Ein unglaublich tiefer Lebensbericht über den Jungen Obiefuna, der der Frage nach dem Weg der politischen Macht durch die Gesellschaft in die persönlichsten Bereiche des Lebens nachgehen muss. Der erlebt, wie schwer das Ausbrechen ist und dass Menschenleben davon abhängen. Der letztlich den Mut hat, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und sich seinen eigenen Dunkelheiten zu stellen.

Chukwuebuka Ibeh beleuchtet in seinem ersten Roman in einzigartiger Sprache die psychologischen Muster der Macht und wie Menschen, die von dieser Macht unterdrückt werden, selber in die Position kommen, diese in bestimmten Formen auszuleben. Aber seine Figuren zerbrechen nicht an und unter dieser Macht, sie reflektieren sie in immer wieder neuen Konstellationen. Ibeh formuliert die schönsten, sinnlichsten und ehrlichsten Sex- und Liebesbeschreibungen, die ich je gelesen habe. Ein hochaktuelles und gleichzeitig zeitloses Buch, das unbedingt gelesen und besprochen werden will. 

Für alle, die sich mit der Verquickung von Macht, Sexualität, Liebe und Politik auseinandersetzen, und dabei von einer ganz besonderen Sprache begleitet werden wollen. Jule Zemke

Wünschen. Roman. Chukwuebuka Ibeh. Dt. von Cornelius Reiber. Frankfurt am Main: S. Fischer 2024. 319 S. ; 21 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-10-397598-7, geb.: 24,00 €

 

Wer, wenn nicht wir?

Wer, wenn nicht wir? Roman. Alicia Zett.

Wer ist man selbst nach einer langen Beziehung? 

Lena und Leo sind das, was man gemeinhin ein Traumpaar nennt: Sie sind seit der Schulzeit zusammen, haben keine großen Streits oder Probleme, arbeiten zusammen auf dem Pferdegestüt von Leos Eltern. Doch Lena fühlt sich nicht glücklich. Ihr Leben hat nach dem Abi und den verhängnisvollen Ereignissen ihres Abiballs eine andere Richtung eingeschlagen, als sie sich vorgestellt hatte und jetzt, 5 Jahre später, fühlt sie sich eingeengt und in einer Sackgasse.

Als sie dann beim Jahrgangstreffen plötzlich wieder ihrer ehemals besten Freundin Kate gegenübersteht, sind da auch wieder diese kribbeligen Gefühle im Bauch. Als die beiden auf einen gemeinsamen Roadtrip nach Portugal aufbrechen, steht Lena vor der Wahl, aber auch vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens: Soll sie die Sicherheit der Beziehung mit Leo  für ein Abenteuer mit Kate aufgeben? Und wer ist sie eigentlich ohne Leo? 

Eine sensibel erzählte Trennungsgeschichte, die so verläuft wie viele Trennungen, ohne Streit, ohne großen Knall und trotzdem mit viel Schmerz. Und eine Geschichte über ein spätes Outing nach dem Jugendalter und die Zweifel und Unsicherheiten, denen viele Bisexuelle gegenüberstehen. 

Eine leise erzählte Young-Adult-Geschichte um Selbstfindung und queere Liebe, die auch bei den Jugendbüchern einsortiert werden kann. Miriam Weinrich

Wer, wenn nicht wir? Roman. Alicia Zett. München: Knaur 2024. 414 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-426-52970-6, kt.: 15,00 €

 

Arthur and Teddy are coming out

Arthur and Teddy are coming out. Von Ryan Love.

Dass ein Coming Out keine Frage des Alters ist, erzählt Ryan Love voller Wärme in seinem Debütroman. 

Arthur ist seit 50 Jahren mit der wundervollen Madeleine verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei erwachsene Kinder und reizende Enkelkinder. Einige Monate nach der Goldenen Hochzeit lädt Arthur seine Kinder ein und lässt die Bombe platzen: Er ist schwul, schon immer und möchte sich mit fast 80 Jahren einfach nicht mehr verstecken. Seine Frau trägt seine Entscheidung, seine Kinder sind aufgewühlt und fragen sich, ob das gemeinsame Leben eine einzige Lüge war. Teddy, der Enkelsohn, unterstützt ihn und vertraut ihm an, dass auch er queer ist.

Stück für Stück erzählt Arthur seinem Enkel seine Lebensgeschichte und offenbart, warum er sich nicht schon früher geoutet hat. Schweren Herzens beichtet er, dass es da vor vielen Jahren diesen einen Mann, diese eine große Liebe gab und er noch immer an ihn denkt.  Arthur ist ihm ein großes Vorbild und so geht Teddy Schritt für Schritt seinen eigenen Weg, outet sich und erkundet, wer er wirklich ist.

Ein queerer Feelgood-Roman, mit biographischen Zügen des Autors, für Jugendliche und Erwachsene. Jennifer-Christin Hein

Arthur and Teddy are coming out. Roman. Ryan Love. Dt. von Regina Jooß. München: Blanvalet 2024. 445 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-7645-0882-1, kt.: 16,00 €

 

Queer Kids. 15 Porträts

Queer Kids. 15 Porträts. Von Christina Caprez mit Fotos von Judith Schönenberger.

15 Porträts queerer Jugendlicher zeigen Vielfalt, machen Mut – und schaffen Sichtbarkeit in einer Zeit voller Rückschritte. 

In 15 Porträts erzählt Christina Caprez die Geschichten junger Menschen aus dem LGBTQIA+-Spektrum. In ihren queeren Lebensentwürfen berichten sie offen von einem Alltag außerhalb der Heteronormativität – Kinder und Jugendliche zwischen Grundschulalter und Volljährigkeit, in verschiedenen Bildungssituationen, mit oder ohne Religion, innerhalb und außerhalb queerer Communitys. Ihre Stimmen sind heute wichtiger denn je, da lang erkämpfte Rechte bedroht, eingeschränkt oder rückgängig gemacht werden.

Dieses Buch schafft Sichtbarkeit, macht anderen Mut und zeigt, wie vielfältig queeres Aufwachsen ist. Gerade im Wissen darum, dass queere Jugendliche ein deutlich höheres Risiko für Suchterkrankungen, Depressionen und Suizidversuche haben, ist es ein starkes und notwendiges literarisches Zeichen.

Für Eltern, Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende und andere Erwachsene. Jennifer-Christin Hein

Queer Kids. 15 Porträts. Christina Caprez. Fotos von Judith Schönenberger. Zürich: Limmat 2024. 245 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978-3-03926-080-5, kt.: 29,00 €

 

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