Katholiken wollen sich stärker politisch einmischen

Katholiken wollen sich stärker politisch einmischen
Laienorganisation kritisiert Verschärfung der Asylpolitik
Die größte katholische Laienorganisation in Deutschland will sich einmischen und mitgestalten. Das Zentralkomitee der Katholiken kritisiert die Asylpolitik deutlich. Für den Kurs der Kirche wird der neue Papst als Hoffnungszeichen gesehen.

Paderborn (epd). Die Kirchen sollen sich nach den Worten der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, einmischen und die Gesellschaft mitgestalten. Das gelte vor allem, „wenn die Rechte und die Würde des Menschen tangiert sind“, sagte Stetter-Karp am Freitag in Paderborn, wo die Vollversammlung der größten katholischen Laienorganisation in Deutschland tagt.

Stetter-Karp kritisierte die geplante Verschärfung des Asylrechts, mit dem die neue Bundesregierung den Familiennachzug einschränken will. „Wir setzen uns dafür ein, im Aufenthaltsgesetz einen Rechtsanspruch auf Geschwisternachzug zu verankern“, erklärte sie. Die Familie sei ein hohes Gut und fördere nachhaltig die Integration der betroffenen Menschen.

Mit Blick auf die Verteidigungspolitik sagte die ZdK-Präsidentin, die neue Bundesregierung müsse „die militärischen Bedrohungen von heute genauso im Blick haben wie die globalen Krisen von morgen“. Sie begrüßte die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats. Zugleich warnte sie davor, einen zu engen Sicherheitsbegriff anzulegen. Auch die „unfassbare Gewalt“ in der Ukraine und im Nahen Osten erfordere Haltung und Handeln. Besorgt äußerte sie sich über „die massive Schieflage von Entwicklungszusammenarbeit und Verteidigung.“

Das Zentralkomitee kritisierte, dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki und drei andere Bischöfe in einem Brief erklärt haben, an einem künftigen synodalen Gremium in Deutschland nicht teilnehmen zu wollen. Der Brief sei „ein Schritt zurück, nicht nach vorn“, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding.

Die Mitglieder des Synodalen Ausschusses hatten sich auf Rahmenbedingungen für ein künftiges synodales Gremium verständigt, bei dem alle Diözesanbischöfe vertreten sein sollen. Das Gremium soll neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und Laien ermöglichen. Der Kölner Erzbischof Woelki, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der Passauer Bischof Stefan Oster sowie der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatten die Teilnahme abgelehnt.

Rückenwind erhofft sich die größte deutsche katholische Laienorganisation von Papst Leo XIV. Die ZdK-Präsidentin begrüßte, dass der neue Papst Leo XIV. mit seiner ersten Rede eine Kirche versprochen habe, die Brücken baue.

Stetter-Karp kündigte an, der 105. Katholikentag werde vom 24. bis zum 28. Mai 2028 Paderborn stattfinden. Die Vollversammlung habe die Einladung des Erzbistums Paderborn angenommen.

Die Vollversammlung beschloss einen Antrag „Menschenwürde schützen, Zusammenhalt fördern, Zukunftsfähigkeit entwickeln“. In einem weiteren Beschluss forderte die Vollversammlung die Bundesregierung auf, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt weiter auszubauen und den Fonds für Betroffene im ergänzenden Hilfesystem „auch über 2028 hinaus strukturell zu sichern“.

Bis Samstag soll die Vollversammlung auch zum künftigen Statut und zur Geschäftsordnung des ZdK abstimmen sowie ihre Einzelpersönlichkeiten für die kommenden vier Jahre wählen. Dem ZdK gehören neben Vertreterinnen und Vertretern der Diözesanräte sowie katholischen Verbänden und Organisationen auch bekannte Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft an.