Hamburg (epd). Die Crew des Seenotrettungsschiffs „Nadir“ hat mehr als 60 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet. Für mehrere Flüchtlinge sei die Hilfe jedoch zu spät gekommen, meldete der deutsche Verein RESQSHIP, der die „Nadir“ betreibt, am Sonntag: „Als wir mit der Rettung begannen, wurden uns zwei leblose Kinder zwischen drei und vier Jahren übergeben.“
Sie seien am Vortag auf dem Boot gestorben, wahrscheinlich seien sie verdurstet. Eine weitere Person sei trotz Reanimationsbemühungen gestorben, die Überlebenden hätten teils unter schweren Verletzungen gelitten. „Viele hatten großflächige Verätzungen durch die Mischung aus Salzwasser und Treibstoff“, erklärte die Schiffsärztin an Bord der „Nadir“. Besonders Frauen seien betroffen gewesen, die im Inneren des Bootes saßen, wo sich die Flüssigkeit angesammelt hatte.
Zwei Babys und zwei Erwachsene seien später von der italienischen Küstenwache medizinisch evakuiert worden, die anderen Personen habe die „Nadir“ in Lampedusa an Land gebracht. Das Schlauchboot war laut RESQSHIP drei Tage vor der Rettung am Samstag in Libyen gestartet. Nach Ausfall des Motors am zweiten Tag sei das Boot im Wasser getrieben und die Menschen seien Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert gewesen.
Das Mittelmeer zählt zu den weltweit gefährlichsten Fluchtrouten. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres bereits mindestens 565 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Für 2024 liegt diese Zahl bei 2.475.