Standing Ovations für Trump-Kritikerin Budde

Heinrich Bedford-Strohm begrüßt Mariann Edgar Budde
epd-bild/Tim Wegner
Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen, begrüßt die US-amerikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde auf dem Kirchentag in Hannover.
Bischöfin zu Gast auf Kirchentag
Standing Ovations für Trump-Kritikerin Budde
Die US-Bischöfin erinnert an die starke Rolle von Frauen im frühen Christentum und Margot Käßmann sieht in der "Kontrastgesellschaft" Jesu zu einer kriegerischen Welt keine Bühne für "Machotypen". Auch das Thema Missbrauch bewegt das Laientreffen.

Der evangelische Kirchentag hat der als Trump-Kritikerin bekannt gewordenen US-Bischöfin Mariann Edgar Budde am Samstag einen begeisterten Empfang bereitet. Die 65-Jährige erinnerte in ihrer Bibelarbeit an die tragende Rolle von Frauen zu Beginn des Christentums. "Auch die Frauen waren Jünger", sagte Budde, die mit Standing Ovations in der voll besetzten Messehalle in Hannover begrüßt wurde. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) warnte die Politik davor, mit der Angst von Menschen zu spielen.

Budde sagte, sie wünschte, sie würde Deutsch sprechen. Sie habe noch nie eine Bibelstelle vor so vielen Menschen ausgelegt. Weltweit bekannt wurde sie mit ihrer Predigt am Tag nach der zweiten Amtseinführung von Donald Trump, in der sie den anwesenden US-Präsidenten aufrief, Erbarmen und Mitgefühl mit den Schwächsten zu zeigen.

Die Bischöfin der episkopalen Diözese von Washington wies in ihrer Bibelarbeit auf die lebensverändernde Kraft des Christentums hin. Es gelte, in jedem Leben auf die innere Kraft zu vertrauen und das Richtige zu tun. Jeder könne den Weg von der Trauer zur Freude, von der Angst zum Mut finden.

Käßmann fordert mehr Gottvertrauen

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, rief zu mehr Gottvertrauen in einer kriegs- und krisengeprägten Zeit auf. Vor Tausenden Zuhörerinnen und Zuhörern sagte sie, die Auferstehung Jesu könne den Mut geben, für eine bessere Welt einzustehen. "Dann können wir widerständig sein in einer Welt der Lügen, die verbreitet werden. Dann können wir trotzig sein gegenüber all dem Gerede von Aufrüstung, die Sicherheit und Zukunft bringen soll", unterstrich Käßmann.

Jesus habe eine "Kontrastgesellschaft" zu einer kriegerischen Welt entworfen, sagte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin. Eine solche Welt biete "Machotypen" wie Trump oder dem russischen Präsidentin Wladimir Putin keine Bühne. Sie betonte die für Frieden, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zentrale Bedeutung von Frauen.

Klöckner: Demokratie gibt es nicht im Schlafwagen

Bundestagspräsidentin Klöckner sagte bei ihrer Bibelauslegung: "Angst befreit nicht, Angst verkleinert und schnürt ein." Ängste sollten nicht zum Erreichen eigener politischer Ziele missbraucht werden. "Ein ganzes Volk permanent in Angst zu versetzen, das ist nicht nur unglaubwürdig, das ist auch unchristlich", erklärte Klöckner, ohne die AfD explizit zu nennen, und rief zum Einsatz für die Demokratie auf: "Demokratie gibt es nicht im Schlafwagen, die bleibt nicht einfach, nur weil sie da ist."

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst will den Umgang mit sexualisierter Gewalt in allen kirchlichen Ausbildungsberufen verankern. Von der Gemeindepädagogin bis zum Theologiestudium müsse das Thema in jede Ausbildung rein, forderte die Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in EKD und Diakonie.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs erklärte, die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche sei ein bitterer Weg, "weil Verletzung und Unrecht in unserer Kirche begangen wurden". Der Publizist Heribert Prantl rief die Kirchen nach den Missbrauchsskandalen zu Machtverzicht auf. Eine Säkularisierung der Gesellschaft könne auch Positives bewirken.

Fehrs und Prantl begrüßten zu Beginn ihrer Dialogbibelarbeit die Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch.

Vor der Papstwahl in der kommenden Woche machte sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erneut für die Rechte von Frauen stark. Er wünsche sich sehr, dass Frauen und Männer gemeinsam die Kirche leiten können, sagte der Limburger Bischof. Die Präsidentin des Bundesgerichtshofs, Bettina Limperg, fragte in der Dialogbibelarbeit, wann es eine Päpstin geben werde. Sie akzeptiere, dass es eine katholische Frau sein müsste: "Deswegen bewerbe ich mich auch nicht."