TV-Tipp: "Alpentod - Ein Bergland-Krimi: Gemeinsame Ziele"

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11. März, RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Alpentod - Ein Bergland-Krimi: Gemeinsame Ziele"
Das lateinische Adjektiv admirabilis wird in klassischen Schriften gern im Zusammenhang mit gekrönten Häuptern oder religiösen Figuren verwendet: bewundernswert die einen, wunderbar die anderen. Von "Wunder" kann im Zusammenhang mit dem zweiten "Alpentod"-Krimi zwar keine Rede sein, aber die Konstellation der drei Hauptfiguren ist nach wie vor interessant.

Das gilt auch für den Fall und die Wendung, die der Film nimmt, als gegen Ende ein "Admirabilis" genanntes Wundermittel ins Spiel kommt. Zunächst ist die Geschichte jedoch angemessen rätselhaft. Sie beginnt mit einem Spaziergang in malerischer Flusslandschaft, als plötzlich Schüsse fallen. Das Paar geht in Deckung, war aber gar nicht das Ziel; Kommissar Jonas Becker (Tim Oliver Schultz) glaubt, dass bloß ein Jäger auf der Pirsch war. Eigentlich wollte er Marie Sonnleitner (Salka Weber) zum Kaffee einladen, stattdessen hat die forensische Archäologin ihn zum vermeintlichen Tatort gefahren, und weil sie schon mal da ist, schaut sie sich um und wird prompt fündig: eine mit Waldkieferästen verdeckte Blutspur, Schleifspuren und schließlich eine männliche Leiche am Fuß eines Wasserfalls. Nun entspinnt sich eine Handlung, die mit Vergeltung und Habgier zwei klassische Motive verknüpft und außerdem ein raffiniertes Täuschungsmanöver zu bieten hat. 

Im Grunde ist jeder Krimi eine Art Schnitzeljagd, aber für "Alpentod" gilt das in besonderem Maß: Auch diesmal spielen die Wälder eine besondere Rolle. Wie im ersten Film der neuen RTL-Reihe sorgt Drehbuchautor Stefan Rogall dafür, dass ein Mitglied des Ermittlungs-Team persönlich in den Fall involviert ist. Zum Auftakt ging’s um das Kinderheim, in dem Becker aufgewachsen ist, nun ist eine Freundin und Nachbarin seiner Kollegin Birgit Reincke (Veronica Ferres) die Hauptverdächtige: Das Mordopfer, Vincent, war ein Patient von Psychotherapeutin Patrizia Bartels (Milena Dreissig).

Die beiden hatten eine Affäre. Die Missachtung des Abstinenzverbots hätte jedoch strafgesetzliche Konsequenzen für Patrizia haben können. Kompliziert wird der Fall, als Reincke im Haus ihrer Freundin von einem maskierten Einbrecher überfallen wird und später im Papierkorb die Todesanzeige einer jungen Frau findet, die kürzlich an  Leukämie gestorben ist. Deren Eltern sind voller Zorn, der sich vor allem gegen Vincents Mutter richtet: Sie werfen der Ärztin vor, die Krankheit zu spät erkannt zu haben. Womöglich wollten sie sich rächen, indem sie auch ihr das Kind nehmen. Weil Patrizia ebenfalls involviert war und nun um ihr Leben fürchtet, nimmt Reincke die Freundin zu sich.

Diese Ebene der Geschichte ist fast die interessantere: Ausgerechnet an ihrem ersten Arbeitstag nach der Rückkehr zur Kripo erscheint die Kommissarin erst nicht zum Dienst, weil der Einbrecher sie niedergeschlagen hat; und dann versteckt sie auch noch eine Verdächtige in ihrem Haus. Das Verhältnis zum Chef (Heiko Ruprecht), der früher ihr Kollege und vorübergehend wohl auch mal mehr war, ist sowieso nicht das Beste. Aus dieser Reibung hätte Rogall gern noch ein paar kräftigere Funken schlagen können. Die Anziehungskräfte zwischen den beiden jüngeren Team-Mitgliedern bleiben ebenfalls allzu ungenutzt; eine Liebelei soll sich offenbar erst in den Fortsetzungen entfalten. Bedauerlich ist allerdings, dass Rogall so wenig aus dem Potenzial der forensischen Archäologie macht: Abgesehen von der Laborarbeit, die den bekannten kriminaltechnischen Methoden entspricht, reduziert das Drehbuch diesen faszinierenden Beruf auf Erkenntnisse, die auch eine Försterin beisteuern könnte. 

Immerhin entdeckt Marie, dass die beiden Ereignisse – hier der Mord im Wald, dort der Überfall auf Reincke – zusammengehören: Der Einbrecher hat unter der Schuhsohle eine Waldkiefernadel mitgebracht. Optisch ist der zweite "Alpentod"-Krimi ähnlich unauffällig wie der erste, selbst wenn die Bildgestaltung erneut sehr sorgfältig ist (Regie führte wieder Samira Radsi, ihr Kameramann war in beiden Filmen Philipp Sichler). Die Gollinger Wasserfälle (in Wirklichkeit nicht in Oberbayern, sondern südlich von Salzburg) sind ohnehin spektakulär. Es gibt einige hübsch ausgedachte Szenenwechsel und auch mal eine flotte Schnittsequenz, aber die Reviermomente erschöpfen sich in den immer wieder gleichen Abläufen. Halbwegs witzig ist immerhin der regelmäßige Ärger des Kollegen Xaver (Marcel Mohab), der es gar nicht lustig findet, dass Jonas dauernd sein Gravelbike mit ins Büro nimmt; er rächt sich, indem er das Rad draußen mit Handschellen an ein Geländer fesselt.