Studie: Soziale Arbeit bleibt unter Druck

Hand versinkt im Meer
Nikko Macaspac / Unsplash
Der Personalmangel und Überalterung führt im Bereich der Sozialen Arbeit "zum kontrollierten Kollaps", laut einer Studie vom Deutschen Roten Kreuz.
Vor dem Kollaps?
Studie: Soziale Arbeit bleibt unter Druck
Nach Ansicht von Fachleuten werden sich die Beschäftigungsbedingungen in der sozialen Arbeit künftig nicht verbessern. Für die kommenden Jahre rechne er eher mit weniger Geld in der Branche, sagte Joß Steinke vom Deutschen Roten Kreuz bei der Vorstellung einer Studie am Montag in Berlin.

Er habe "wenig Hoffnung, dass ein wirklich großer Sprung hin zu besseren Arbeitsbedingungen und auch besserer Bezahlung gelingt", erläuterte der Mitautor der Studie "Vor dem Kollaps!? Beschäftigung im sozialen Sektor".

Das wird laut Steinke so lange so bleiben, wie die soziale Arbeit bei Kommunen und Sozialkassen primär als "Marktbestandteil" und damit als Kostenfaktor gesehen werde. Wegen fehlender Fachkräfte bestehe die Gefahr, dass künftig grundlegende Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge wegbrechen.

Für die Untersuchung, die gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg entstand, wurde erstmals der gesamte soziale Sektor mit Blick auf Arbeitsbedingungen, Arbeitsbelastungen, Altersstrukturen, Beschäftigungszeiten und Bezahlung untersucht. Derzeit arbeiten in der Sozialbranche insgesamt rund drei Millionen Menschen in mehr als 100 Berufsgattungen. 2008 waren es noch 1,8 Millionen. Doch der Personalmangel in der Pflege, in Kitas, in der Schulsozialarbeit, bei Migrationsdiensten oder in der Behindertenarbeit führe "zum kontrollierten Kollaps, falls die Arbeitsbedingungen so bleiben, wie sie derzeit sind", sagte Steinke.

Problemlösungen seien schwierig, denn der Föderalismus sowie unterschiedliche kommunale Zuständigkeiten erschwerten nötige Reformen.
Der Bedarf an Sozialarbeit steige ständig, doch Personal sei immer schwerer zu finden. So gaben 2022 80 Prozent der Träger an, Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen zu haben. 2010 lag der Wert noch bei 40 Prozent. Dazu komme die rapide alternde Belegschaft. So waren 2022 in der Pflege 40 Prozent der Fachkräfte in der Altersgruppe 50 bis 64 Jahre zu finden. 56 Prozent der Personalwechsel waren auf eigene Kündigungen zurückzuführen (andere Branchen: 47,8 Prozent).

Steinke forderte eine bundesweite Meldestelle für Versorgungsmängel in der sozialen Arbeit - vergleichbar mit dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Würden Lücken benannt und dokumentiert, habe man einen Ausgangspunkt, um den Hebel für Verbesserungen anzusetzen.