15 Millionen in Ukraine brauchen humanitäre Hilfe

Die Überreste einer Schule in Slowjansk
Svet Jacqueline/ZUMA Press Wire/dpa
Die Überreste einer Schule in Slowjansk am 18. Februar 2024, in der sich humanitäre Hilfsgüter befanden.
Hilfsorganisation alarmiert
15 Millionen in Ukraine brauchen humanitäre Hilfe
Zwei Jahre nach Beginn des Ukrainekrieges hat die Hilfsorganisation Care eine verheerende Bilanz für das von Russland angegriffene Land gezogen. Rund 14,6 Millionen Menschen seien inzwischen auf humanitäre Hilfe angewiesen, erklärte Care am Dienstag in Bonn.

Fast vier Millionen Ukrainer:innen hätten ihre Heimat inzwischen verlassen. Durch die massiven Zerstörungen in den am stärksten betroffenen Gebieten im Osten des Landes hätten fast 720.000 Menschen keinen Zugang mehr zu sicheren Unterkünften.

Zudem seien inzwischen große Teile wichtiger Infrastruktur stark beschädigt und an der Frontlinie nahezu komplett zerstört, erklärte die Organisation. So seien landesweit 1.523 medizinische Einrichtungen, 1.600 Schulen und nahezu 400 Brücken zerstört. Strom- und Wasserversorgung in den Regionen an der Front seien an vielen Orten nur noch begrenzt vorhanden. In vielen Wohnungen dort herrschten in diesem Winter Temperaturen von lediglich vier Grad.

Die noch an der Frontlinie lebenden über 3,3 Millionen Menschen, darunter 800.000 Kinder, seien einer ständigen Lebensgefahr ausgesetzt, berichtete die Referentin für Nothilfekommunikation bei Care Deutschland, Sarah Easter, nach einem Besuch der Region: "Das Leben der Betroffenen ist zu einer Lotterie geworden. Sie haben keinen Einfluss darauf, ob sie in der nächsten Stunde leben oder sterben werden."

Familien seien auseinandergerissen, Kinderbetreuungseinrichtungen kaum noch vorhanden und Schulen geschlossen, sagte Easter. Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung, verursacht durch Kriegstraumata und fehlende Sicherheit, Stabilität und Kontrolle über das eigene Leben sei riesig: "Der Krieg macht die Menschen seelisch krank. Es wird Jahre dauern, bis sie sich von den Folgen erholen. Sie brauchen dringend unsere langfristige Unterstützung."

In den Frontgebieten leben Care zufolge inzwischen überwiegend nur noch Menschen, die wegen ihres Alters nicht mehr fliehen können oder die sich um ältere Angehörige kümmern. Manche könnten sich eine Flucht in den teureren Westen des Landes auch schlicht nicht leisten, weil ihrer Rente zu gering sei oder sie ihren Job verloren hätten, erläuterte Easter. "Manche sagen auch einfach, das ist meine Heimat, ich kenne nichts anderes."

Care unterstützte nach eigenen Angaben den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit Partnerorganisationen über 1,2 Millionen Menschen in der Ukraine. Geleistet wurde unter anderem psychosoziale Unterstützung sowie Hilfe beim Wiederaufbau von Wohnraum und der Wasserversorgung.