Nordkirche startet Krankenhausseelsorge-Chat

Seelsorgerin am Bett eines Bewohners in einem Altenheim
Werner Krueper
Die Krankenhausseelsorge der Nordkirche soll in Zukunft auch via Chat möglich sein.
"Schreiben statt Schweigen"
Nordkirche startet Krankenhausseelsorge-Chat
"Hallo. Mir geht es nicht gut." "Was ist denn los?" - so könnte ein Chat mit der Krankenhausseelsorge beginnen. Die ist mit "Schreiben statt Schweigen" jetzt digital erreichbar.

Im Krankenhaus zu liegen, ist ohnehin nicht schön, aber wenn dann auch noch eine schwere Diagnose oder Einsamkeit dazukommen, wird es noch schwieriger. Für diese Fälle gibt es an vielen Krankenhäusern in der evangelischen Nordkirche Seelsorge. Unter dem Titel "Schreiben statt Schweigen" ist das Team ab Dienstag (20. Februar) auch online erreichbar.

"Wir möchten als Krankenhausseelsorge digitaler werden", betont Frauke Rörden. Die Pastorin ist im Krankenhaus St. Adolf-Stift in Reinbek als Seelsorgerin tätig und Beauftragte für digitale Zugänge zur Krankenhausseelsorge und Online-Seelsorge im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreisverband Hamburg (KKVHH).

Hinter "Schreiben statt Schweigen" verbirgt sich ein Chat - wie viele ihn von WhatsApp oder Signal kennen. "Das Angebot richtet sich in erster Linie an Patientinnen und Patienten, aber auch an Angehörige und natürlich an die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern", erläutert Rörden. Über eine Internetseite ist der Chat auf dem Smartphone, einem Tablet oder am Laptop nutzbar. Und dann werde persönlich, vertraulich und kostenlos hin und her geschrieben.

Frauke Rörden hat bereits Erfahrungen mit Chatseelsorge gesammelt. "Im Chat geht es oft schneller ins eigentliche Thema." Anders als im analogen Gespräch gebe es keine Umwege über das Wetter oder andere Ablenkungen, beschreibt die Pastorin. Die Bandbreite der Themen reiche vom Umgang mit einer schweren Diagnose über die Verarbeitung von Trauer und Tod bis zum "Wunsch, die Pastorin einmal kennenzulernen oder über den Glauben zu reden und zu beten". Auch wenn sie im Chat nicht immer direkt helfen könne, gehe es oftmals darum, Mut und Kraft zu spenden, damit die Menschen sich auf die Suche nach einem Ausweg machen.

Warum ein Chatangebot? "Weil die Anonymität eine große Stärke ist", erklärt die Seelsorgerin. Ohne richtige Kleidung, mit Adipositas, nach einer Amputation oder ohne die Haare gemacht zu haben, fühlen sich Patienten oft unwohl. "Die Nutzer können selbst bestimmen, was sie von sich preisgeben. Sie müssen nicht mal ihren Namen sagen." Dieses fehlende Bild des Gegenübers mache die Sache einerseits einfacher, andererseits aber auch schwieriger, sagt Rörden. "Wir müssen viel mehr nachfragen, wer da im Chat ist, damit wir bei Themen wie Einsamkeit oder Liebeskummer alterssensibel reagieren können."

Zunächst wird das Team dienstags und donnerstags jeweils von 16 bis 18 Uhr online sein. In dieser Zeit antwortet immer jemand von den elf Krankenhausseelsorgenden, die in Pasewalk, Ueckermünde, Anklam, Schwerin, Itzehoe, Schleswig, Reinbek und Hamburg auch analog im Einsatz sind. Frauke Rörden betont aber: "Der Chat soll ein weiterer Weg zur Krankenhausseelsorge sein. Er wird unsere analogen Besuche nicht ersetzen. Wir kommen gern zu den Menschen." Aber die digitale Ergänzung sei etwas, dass sich die Pastorin persönlich schon früher gewünscht hätte. "Sprachlosigkeit überwinden, darum geht es ja in der Seelsorge."

Mit Plakaten und Flyern macht die Krankenhausseelsorge jetzt auf das neue Angebot aufmerksam. "Im Vorbeigehen kann einfach der QR-Code gescannt werden." Auf der Internetseite geht es dann zum Chat, und es gibt eine Übersicht über die Seelsorgenden und weitere Kontaktmöglichkeiten. Frauke Rörden hofft, damit Menschen ansprechen zu können, die noch nie über Krankenhausseelsorge nachgedacht haben. "Meine Hoffnung ist, dass es normal wird, dass es im Krankenhaus Chatseelsorge, Videocalls oder Seelsorge per E-Mail gibt."