Menschenrechtler warnen vor schwerer Gesundheitskrise in Afghanistan

Menschenrechtler warnen vor schwerer Gesundheitskrise in Afghanistan

Frankfurt a.M., New York (epd). In Afghanistan hat sich die Gesundheitsversorgung nach der Machtübernahme der Taliban laut „Human Rights Watch“ (HRW) stark verschlechtert. Das Recht auf Gesundheit von Millionen von Afghaninnen und Afghanen sei gefährdet, warnte die Menschenrechtsorganisation am Montag (Ortszeit) in New York zur Veröffentlichung eines Berichts. Dafür sei auch die schwere Wirtschaftskrise in dem Land am Hindukusch verantwortlich.

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 seien viele Afghaninnen und Afghanen in extreme Armut gefallen, heißt es in dem 38-seitigen Report. Sie könnten deshalb ihre medizinische Behandlung nicht mehr zahlen. Verschärft werde die Krise durch den Stopp von Hilfszahlungen aus dem Ausland, von denen Afghanistan stark abhängig gewesen sei.

Doch auch der Ausschluss von Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben unter der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban trage zur Gesundheitskrise bei. Wegen des Bildungsverbots sei etwa die Ausbildung von Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen gefährdet, heißt es in dem Bericht. Vorschriften, nach denen Frauen nur in Begleitung eines männlichen Familienangehörigen das Haus verlassen dürfen, erschwerten die medizinische Behandlung.

Die HRW-Afghanistan-Forscherin Fereshta Abbasi sagte: „Der Verlust ausländischer Entwicklungshilfe und die Rechtsverletzungen der Taliban haben eine katastrophale Gesundheitskrise verursacht, die Frauen und Mädchen überproportional trifft.“

Die Taliban hatten im August 2021 nach einem 20 Jahre andauernden internationalen Militäreinsatz wieder die Macht im Land übernommen. Seitdem haben sie die Rechte der weiblichen Bevölkerung stark eingeschränkt. Nach Angaben der Vereinten Nationen hungern rund 23 Millionen Afghaninnen und Afghanen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Laut dem UN-Welternährungsprogramm steht das Land am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs.

Für den Bericht hat „Human Rights Watch“ nach eigenen Angaben Interviews mit den Angestellten von Hilfsorganisationen, Mitarbeitern im Gesundheitswesen sowie Patienten geführt.