Stimmen zum Rücktritt von Annette Kurschus

viele von Händen gehaltene Sprechblasen
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Kirchenvertreter:innen äußern sich zum Rücktritt von Annette Kurschus.
"Konsequente Entscheidung"
Stimmen zum Rücktritt von Annette Kurschus
Der theologische Vizepräsident der EKvW Ulf Schlüter, Kirchenpräsident Volker Jung, Präses Thorsten Latzel, Landesbischof Ralf Meister und weitere Stimmen aus den Landeskirchen würdigen den Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus.

Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) nimmt mit Bedauern den Rücktritt von Annette Kurschus vom Amt der Präses der Landeskirche zur Kenntnis. Zugleich zollt die Kirchenleitung der scheidenden Präses höchsten Respekt für ihre persönliche Entscheidung. "Wir verlieren mit Annette Kurschus eine brillante Theologin und Predigerin im Präsesamt", sagte der Theologische Vizepräsident der EKvW Ulf Schlüter. "Vielen Menschen, auch mir persönlich, tut es sehr leid, sie nicht mehr als Leitende Geistliche unserer Kirche an der Seite zu wissen."

Dennoch, so Schlüter, respektiere er Kurschus‘ Entscheidung, ihre Ämter aufzugeben, und halte sie für richtig. In leitender Position, wie als Präses einer Landeskirche oder Ratsvorsitzende der EKD, sei es unumgänglich, mit uneingeschränkter öffentlicher Reputation zu agieren. Das sei Annette Kurschus in der gegenwärtigen Situation nicht mehr möglich gewesen.

Der Evangelischen Kirche von Westfalen steht zunächst kommissarisch Ulf Schlüter als Theologischer Vizepräsident vor. Er wird auch die Beratungen der westfälischen Landessynode leiten, die am kommenden Wochenende in Bielefeld zu ihrer Herbsttagung zusammentreten wird.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg der Nordkirche und nun kommissarische EKD-Ratsvorsitzende, drückte Hochachtung für Kurschus' Schritt aus. Für den Rat der EKD verbinde sich damit die Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt konsequent weiter voranzugehen.

Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, hofft, dass die Entscheidung von Kurschus "den notwendigen Raum für die weitere Aufarbeitung des Falles und des Umgangs mit ihm schafft". Die westfälische Kirche stehe "in der hohen Verantwortung, dieses zu gewährleisten".

Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat ihren Rücktritt erklärt. Grund ist Kritik an ihrem Umgang mit einem Verdachtsfall sexualisierter Gewalt in ihrem alten Kirchenkreis. In der Sache sei sie mit sich im Reinen, sagte sie.

Volker Jung, hessen-nassauischer Kirchenpräsident, erklärte, die EKD verliere mit Kurschus eine "bundesweit geachtete und auch im Leitungsamt immer seelsorglich sensible und mit großer Sprachkraft wirkende Ratsvorsitzende". Ihr Rücktritt trage dazu bei, dass die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie "mit der nötigen Konzentration auf betroffene Personen und ihr Leid weitergeführt werden kann".

Dorothee Wüst, pfälzische Kirchenpräsidentin und Sprecherin des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt der EKD, zollte "Respekt vor diesem Schritt", der auch weitere Belastungen von der Arbeit des Beteiligungsforums nehme. An der konsequenten Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie führe kein Weg vorbei.

Zum Rücktritt von Annette Kurschus nimmt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, wie folgt Stellung: "Mit ihrem Rücktritt vollzieht Annette Kurschus eine konsequente Entscheidung. Die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt war und ist ihr stets ein zentrales Anliegen. Als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sie das Thema zur Chefinnensache gemacht und handelt nun diesem Maßstab entsprechend. Der Schritt zeugt von ihrer persönlichen Integrität und von dem konsequenten Aufarbeitungswillen, der auch von der EKD-Synode noch einmal nachdrücklich betont wurde. Annette Kurschus hat während ihrer Zeit als Ratsvorsitzende der EKD und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen Großes geleistet. Besonders habe ich die theologische Tiefe ihres Denkens, die geistliche Kraft ihrer Predigten und ihre klare, verständliche Sprache geschätzt. Aus ihrer tiefen Glaubenszuversicht heraus hat sie auch als Seelsorgerin in der Öffentlichkeit sensibel gewirkt und vielen Menschen Hoffnung in kritischen Zeiten vermittelt. Dafür gilt ihr als Mensch und hochgeschätzter Kollegin mein persönlicher Dank."

Westfälische Kirche: Respekt für Rücktrittsentscheidung

Die westfälische Kirche und der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein haben Respekt für den Rücktritt bekundet und weitere Aufklärung angekündigt. Er respektiere die Entscheidung und halte sie für richtig, erklärte der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, am Montag in Bielefeld. In leitender Position als westfälische Präses sowie als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sei es unumgänglich, mit uneingeschränkter öffentlicher Reputation zu agieren. Das sei Kurschus in der gegenwärtigen Situation nicht mehr möglich gewesen.
"Wir verlieren mit Annette Kurschus eine brillante Theologin und Predigerin im Präsesamt", sagte Schlüter. Der Theologische Vizepräsident wird der viertgrößten Landeskirche zunächst kommissarisch vorstehen und auch die Landessynode leiten, die am Freitag in Bielefeld zu zweitägigen Beratungen zusammentritt.

Landesbischof Ralf Meister( Hannover) sagt zum Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden: "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Annette Kurschus. Für mich persönlich ist ihre Aufrichtigkeit nicht in Frage gestellt. Sie hat Verantwortung übernommen, damit der Weg, den wir als Evangelische Kirche in der Aufarbeitung von Sexualisierter Gewalt in den letzten Jahren gegangen sind, fortgesetzt werden kann. Das gilt besonders für die Zusammenarbeit mit Betroffenen von Sexualisierter Gewalt. Wir müssen hier konsequent umsetzen, was wir uns als Kirche vorgenommen haben. Diese Zusammenarbeit und das Bemühen um Vertrauen sind entscheidend dafür, dass Aufarbeitung gelingt."

Die Betroffenenvertretung der EKD dankte Kurschus für ihre Unterstützung des Beteiligungsforums. Die Rücktritte könnten den weiteren Prozess der Aufklärung unterstützen.

Bischof Kopp bedauert Rücktritt 

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp bedauert den Rücktritt der Ratsvorsitzenden. "Ich habe sie als hoch kompetente, warmherzige und brillante Rednerin und Predigerin kennengelernt", sagte Kopp am Montag nach Bekanntwerden von Kurschus' Rücktritt. Sie sei eine "sehr dem Gegenüber zugewandte Pfarrerin und eine exzellente Zuhörerin und Seelsorgerin". Sie habe die EKD "sehr kompetent und warmherzig vertreten": "Persönlich wünsche ich ihr das Allerbeste und Gottes Segen."

Leitender Theologe Kuschnerus: Respekt vor Rücktritt

Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus hat mit Respekt auf den Rücktritt von Kurschus reagiert. "Annette Kurschus hatte eine schwere Entscheidung zu treffen", erklärte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche am Montag. Der Rücktritt zeuge von hohem Respekt vor dem Amt. "Sie hat der EKD in den zwei Jahren ihrer Amtszeit ein sympathisches Profil gegeben", ergänzte Kuschnerus. Nun wolle sie sicherstellen, dass der Aufarbeitungsprozess zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche ungehindert und transparent fortgesetzt und die evangelische Kirche vor Schaden bewahrt werde.

Bischof Bätzing äußert Bedauern über Kurschus-Rücktritt

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sein großes Bedauern über den Rücktritt zum Ausdruck gebracht. "Mit dem Rücktritt von Annette Kurschus verliert der ökumenische Motor in unserem Land einen wesentlichen Antrieb", erklärte der Limburger Bischof am Montag. Die Gründe und die im Vorfeld geführten Debatten könne und wolle er nicht beurteilen, fügte Bätzing hinzu. Er sei dankbar für die Zeit, "in der wir miteinander die ökumenische Verantwortung in Deutschland geteilt haben". Er habe Kurschus nicht nur in der Ausübung des Amtes geschätzt, sondern auch als "theologische Denkerin mit einer prägenden geistlichen Kraft und mutigen Visionen für ihre Kirche".

Bischof Thomas Adomeit findet bedauernde Worte

Mit großem Respekt und Bedauern hat Bischof Thomas Adomeit auf den Rücktritt von Annette Kurschus reagiert. Der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg sagt: "Ich habe sehr großen Respekt vor dieser schweren Entscheidung von Annette Kurschus, vom Amt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurückzutreten. Dieser Schritt macht deutlich, wie wichtig Annette Kurschus die konsequente Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche ist. Dieser Aufarbeitung hat sie sich verpflichtet und möchte nun jeglichen Zweifel daran ausräumen. Zugleich bedauere ich, dass wir eine integre Ratsvorsitzende verlieren, die den Rat und die EKD insgesamt in den vergangenen Jahren gut zusammengehalten hat. Für ihre Klarheit im Hinsehen und ihre Gabe, das Beobachtete in deutliche Worte zu fassen – sowohl in ihren profilierten Predigten als auch ihren Positionierungen – bin ich ihr sehr dankbar. Dies hat uns allen gutgetan." 

Der frühere Präsident des NRW-Verfassungsgerichtshofs, Michael Bertrams, hat wegen des Rücktritts von Kurschus seinen sofortigen Rückzug aus der westfälischen Kirchenleitung erklärt. Das bestätigte ein Sprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kurschus sei "einem nicht gerechtfertigten Vertrauensentzug, verbunden mit einer erschreckenden Lieblosigkeit und Kälte an der Spitze der EKD und in den eigenen Reihen vor Ort zum Opfer gefallen". So formulierte er es in einem Schreiben an die Kirchenleitung, das dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag) vorliegt. Ohne Kurschus an der Spitze der Kirchenleitung wolle er nicht länger Mitglied dieses Gremiums sein, erklärte Bertrams. 

Bischof Stäblein: Schritt sei folgerichtig

Der Berliner Bischof Christian Stäblein hat den Rücktritt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, als folgerichtig bewertet. Kurschus sei in eine Situation geraten, in der es keinen anderen Schritt mehr gegeben habe, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Dienstag in Berlin im RBB-Inforadio. Der Rücktritt der westfälischen Präses sei für sie selbst und für alle in der evangelischen Kirche ein "bitterer Moment". "Ich habe sie sehr geschätzt; als eine geradlinige, konsequente, aufrechte Frau. Und so geradlinig und konsequent ist sie jetzt auch von ihren Ämtern zurückgetreten, weil sie gesehen hat, sie ist momentan in einer Situation, in der es keinen anderen Schritt mehr gab", sagte Stäblein.