Christusträger: Staatsanwaltschaft stellt Vorermittlungen ein

Christusträger: Staatsanwaltschaft stellt Vorermittlungen ein

Triefenstein a.M. (epd). Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat ihr Vorermittlungsverfahren gegen ehemalige Brüder der evangelischen Kommunität der Christusträger Bruderschaft in Triefenstein am Main beendet. Man sehe von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab, teilte Oberstaatsanwalt Tobias Knahn am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit. Die Fälle seien bereits „justiziell behandelt“ worden oder verjährt, hieß es zur Begründung.

Anfang Oktober hatten die Christusträger einen Bericht zu einem Jahrzehnte währenden „Missbrauchssystem“ in ihren Reihen veröffentlicht. Im Anschluss an die Veröffentlichung hatte sich die Staatsanwaltschaft „entsprechende Unterlagen vorlegen lassen“. Nach Prüfung des 99-seitigen Berichts einer von den Christusträgern selbst eingesetzten „Spurgurppe“ und der Unterlagen, die die Anklagebehörde von der Kommunität angefordert hatte, stellten die Ermittler fest, „dass die in dem veröffentlichten Bericht beschriebenen Straftaten weiterer Brüder bereits justiziell behandelt wurden oder verjährt sind“.

Ein Großteil der Missbrauchsfälle hatte vor Mitte der 1990er-Jahre stattgefunden, der jüngste Fall allerdings erst 2019. Diesmal waren auch Nichtbrüder betroffen. In allen diesen Fällen nach Mitte der 1990er-Jahre seien Anzeigen oder Selbstanzeigen erstattet worden, die aber alle ergebnislos eingestellt wurden.

Dem 99-seitigen Bericht zu sexuellem, geistlichem und Machtmissbrauch in der evangelischen Kommunität zufolge hatte sich vor allem der erste Prior Otto Friedrich über Jahrzehnte an Mitbrüdern vergangen und sie zum Teil schwer sexuell missbraucht. Drei weitere, teils von Otto Friedrich missbrauchte Brüder wurden später selbst zu Tätern. Friedrich starb 2018, die übrigen Täter sind nicht mehr bei der Bruderschaft. Die Vorwürfe waren innerhalb der Kommunität seit mehr als 25 Jahren bekannt; sie waren auch Auslöser für den Rauswurf des Gründungspriors. Doch erst vor zwei Jahren fiel die Entscheidung, das Thema nicht weiter auszublenden.

Die Christusträger gibt es seit Anfang der 1960er Jahre. Ihre Wurzeln hat die Kommunität in Südhessen - wie auch die Christusträger Schwesternschaft aus Offenbach. In einer Art christlichen Kommune in Bensheim-Auerbach (Kreis Bergstraße) lebten damals junge Erwachsene miteinander, machten christliche Pop- und Rockmusik und engagierten sich sozial. 1961 wurde ein Verein gegründet, aus dem dann die heute getrennte Bruderschaft und Schwesternschaft hervorgegangen sind.