Rassismusmonitor: Schwarze erleben besonders häufig Diskriminierung

Rassismusmonitor: Schwarze erleben besonders häufig Diskriminierung
Nach den rassistisch motivierten Morden in Hanau beschloss die damalige Bundesregierung, Daten über Rassismus in Deutschland zu sammeln. Am Dienstag wurde der erste Monitoring-Bericht veröffentlicht.

Berlin (epd). In Deutschland erleben laut einer groß angelegten Befragung vor allem schwarze Menschen rassistische Diskriminierung. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Nationalen Diskriminierungs- und Rassmismusmonitor hervorgeht, hat mehr als jede zweite schwarze Person (54 Prozent) in Deutschland Diskriminierungserfahrungen gemacht.

Jede fünfte schwarze Frau (19 Prozent) gibt an, mehrmals im Jahr oder häufiger Bedrohungen oder Belästigungen zu erfahren, wie das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin mitteilte. Bei schwarzen Männern sind dies 18 Prozent. Bei asiatischen und muslimischen Männern und Frauen liegen die Werte den Angaben zufolge zwischen 12 und 14 Prozent.

Schwarze Menschen geben zudem häufiger an, dass ihnen regelmäßig mit Angst begegnet werde, was der Monitor als subtile Diskriminierungserfahrungen wertet. Schwarze Menschen fühlen sich auch häufiger von der Polizei diskriminiert. Muslime erleben demnach häufiger Diskriminierung in Behörden.

Einen Schwerpunkt legt der Bericht auf Erfahrungen im Gesundheitssystem. Der Umfrage zufolge haben schwarze, muslimische und asiatische Menschen dort häufiger als weiße Menschen das Gefühl, dass ihre Leiden nicht ernst genommen werden oder sie aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Namens keinen Termin bekommen.

Die Integrationsforscherinnen und -forscher haben für den Rassismusmonitor nach eigenen Angaben zwischen Juni und November vergangenen Jahres mehr als 21.000 Menschen befragt. Der Bericht soll regelmäßig Auskunft zu Ursachen, Ausmaß und Folgen von Diskriminierung und Rassismus liefern. In Auftrag gegeben und gefördert wird der Monitor von der Bundesregierung.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte, um gezielte und wirksame Maßnahmen gegen Diskriminierung und Rassismus ergreifen zu können, sei man auf mehr wissenschaftliche Erkenntnisse und regelmäßige Daten angewiesen. „Diskriminierung und Rassismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben, sind jedoch weit verbreitet“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD) erklärte, die Befunde des Berichts bereiteten ihr große Sorgen. Hautfarbe oder Nachname dürften niemals entscheiden, wer wann einen Arzttermin oder Therapieplatz erhält. Sie sprach sich für Antirassismus-Schulungen in Praxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen aus.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman verwies auf den Befund der Studie, dass sich Diskriminierungserfahrungen negativ auf das Vertrauen in Institutionen und damit die Demokratie insgesamt auswirkten. Sie sprach sich für mehr unabhängige und niedrigschwellige Meldestellen für betroffene Menschen aus.