"Das Gemeinschaftswerk ist wichtiger denn je"

Dr. Bernward Loheide
© Harald Oppitz/KNA
Bernward Loheide ist Chefredakteur der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) und hat in seiner Rede zum GEP-Jubiläum die Bedeutung der Pressevielfalt betont.
KNA-Chefredakteur Bernward Loheide
"Das Gemeinschaftswerk ist wichtiger denn je"
Auf der Jubiläumsfeier 50 Jahre Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik hielten Kirchenpräsident Volker Jung, Aufsichtsratsvorsitzender des GEP, Christine Strobl, ARD Programmdirektorin, Bernward Loheide, Chefredakteur Katholische Nachrichten Agentur und Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik Festreden. Lesen Sie hier die Rede von Bernward Loheide im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
"wenn wir es richtig machen, wird Journalismus wie ein Phoenix aus der Asche steigen": Das hat Mathias Döpfner am 17. September in der "Welt am Sonntag" geschrieben. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE hofft, dass Künstliche Intelligenz eine "Renaissance der ursprünglichen Idee von Journalismus" befördert, "die Wiedergeburt der Zeitung".

So optimistisch sind nicht alle in der Medienbranche. Viele sehen mit Sorge, dass KI die Monopolisierung im Netz verstärkt. Google saugt zum Beispiel mit Hilfe von Chatbots immer mehr Traffic ab, so dass wir gar nicht mehr auf den Seiten journalistischer Publisher landen, wenn wir etwas suchen, sondern bei Google bleiben. Die Zeitungen sind dann die Verlierer.

Klar ist: Monopole zerstören den Wettbewerb und am Ende auch die Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Was Elon Musk etwa aus Twitter gemacht hat, lässt nur wenig Raum für Hoffnung. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik ist daher wichtiger denn je. Es fördert ein Gut, das wirtschaftlich, technologisch und gesellschaftlich unter großem Druck steht: die Pressevielfalt.

Wie mit der Pressevielfalt auch die liberale Demokratie verschwindet, lässt sich in Ländern wie Ungarn beobachten, in denen es nur eine einzige, nämlich staatliche Nachrichtenagentur gibt. In meiner Zeit bei dpa habe ich daher immer protestiert, wenn jemand den deutschen Marktführer als Monopolisten bezeichnet hat. Zum Glück ist er das nicht. Zum Glück gibt es zum Beispiel den epd – und ich darf ergänzen: auch die KNA.

"Kirche ist nicht für sich selbst da"

Möglicherweise fragen sich manche im Rat der EKD: "Was bringt das GEP eigentlich der EKD? Wäre es nicht effektiver, das Geld in Werbung und PR für die Kirche zu investieren?"

Ihnen sei gesagt: Werbung – das machen auch Burgerketten. Kirche ist nicht für sich selbst da. Sie leistet mit ihren Medien einen unverzichtbaren Dienst am Zusammenhalt der demokratischen Gesellschaft – und damit auch an der Glaubwürdigkeit der Kirche.

Der Intendant des Hessischen Rundfunks, Florian Hager, hat diesen Zusammenhang in seinem Gastbeitrag bei epd Medien mustergültig beschrieben. Angesichts der großen Krisen der Gegenwart – neben dem Klimawandel und dem Krieg in Europa gehören dazu aus meiner Sicht auch der Transhumanismus, der Cyborgs erschaffen will, und die jüngst bekanntgewordene Entwicklung künstlicher menschlicher Embryos – angesichts all dessen brauchen wir Institutionen, ich zitiere Herrn Hager, "die uns daran erinnern, was es heißt, ‚Mensch‘ zu sein. Und die nicht zuletzt dazu beitragen, den Diskurs über die alles entscheidende Frage ‚Wie wollen wir leben?‘ zu unterstützen und zu befördern."

Die Grundsatzfrage "Wie wollen wir leben" fächert sich in viele Einzelfragen auf, zum Beispiel: 

Wie wirken sich politische Entscheidungen auf das konkrete Leben von Betroffenen aus?

Wie verändert KI unsere Kultur?

Warum nehmen Armut und Hunger in der Welt wieder zu?

Wo werden Minderheiten unterdrückt? 

Welche Nachrichten werden von anderen Medien vergessen?

Wenn Sie mit dem GEP solche Fragen stellen, lösungsorientierte Antworten aus christlicher Perspektive recherchieren und mit hoher Reichweite bei chrismon, epd und anderswo ausspielen, dann sind Sie ein Segen.

50 Jahre GEP – dieses Jubiläum feiern wir ausgerechnet an dem Tag, an dem in Rom die Weltsynode beginnt. Der tschechische Theologe Thomas Halik sieht darin den möglichen Beginn einer neuen Reformation. Das ist vermutlich etwas zu hoch gegriffen, und mit Reformation kennen Sie sich ohnehin besser aus, aber ich werte das mal als ein schönes, hoffnungsvolles ökumenisches Zeichen. 
Noch so ein Zeichen ist es, dass Ariadne Klingbeil erst die katholische MDG geleitet hat und künftig das evangelische GEP steuert. Sie haben bald den perfekten Überblick, Frau Klingbeil. Schauen Sie doch mal, wo wir besser zusammenarbeiten können! Ich freue mich darauf.

Im Namen der Katholischen Nachrichten-Agentur und des Katholischen Medienhauses in Bonn gratuliere ich dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik zum 50-jährigen Bestehen! Herzlichen Glückwunsch!