"Kein Hunger bis 2030 in weiter Ferne"

Familie in Afrika isst Maisbrei
© epd-bild/Misereor/Roland Brockmann
Jane Sarioyo mit ihren Kindern Richard (12) und Janice (4) ist Begünstigte der Lebensmittelverteilung in Laikipia in Kenia.
Welthungerhilfe
"Kein Hunger bis 2030 in weiter Ferne"
Die Vereinten Nationen stellen der Weltgemeinschaft ein vernichtendes Zwischenzeugnis über die Erreichung der selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele aus. Nur zwölf Prozent der Ziele, mit denen bis zum Jahr 2030 Armut, Hunger und Ungleichheit beendet werden sollen, liegen im Plan. Besonders schlecht ist es um das Ziel "Kein Hunger bis 2030 bestellt", beklagt die Welthungerhilfe.

Seit 2015 sei die Zahl der hungernden Menschen angestiegen auf weltweit 735 Millionen, sagt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe. Mit einem "Weiter so" gingen nach UN-Angaben auch 2030 noch 590 Millionen Menschen hungrig ins Bett, das wären mehr als im Jahr der Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung 2015

"Wir brauchen dringend eine Kurskorrektur, um wieder in die Spur zu kommen", fordert Mogge. "Die Weltgemeinschaft hat das Wissen und die Mittel und damit auch einen guten Fahrplan, um nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Jetzt kommt es auf eine beherztere Umsetzung an", sagt er weiter. Der UN-Nachhaltigkeitsgipfel-Gipfel am 18. und 19. September in New York biete dafür eine gute Gelegenheit, meint Mogge. "Bundeskanzler Olaf Scholz sollte sich nach dem Deutschland-Pakt bei diesem Gipfel an die Spitze einer ‚Koalition der Macher‘ stellen, die ihre Zusagen erneuert, ausweitet und vor allem umsetzt."

Um Hunger bis 2030 zu beseitigen, fordert die Welthungerhilfe von den Staats- und Regierungschefs ein klares Bekenntnis zum Menschenrecht auf Nahrung. Das bedeute, dass marginalisierte Gruppen sowie die Zivilgesellschaft in Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen eingebunden werde. Zudem müssten Ernährungssysteme umfassend umgebaut werden, weiß die Welthungerhilfe. Dafür brauche es eine ausreichende und stabile Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe. Die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, so die Organisation, senden deshalb gerade zur Halbzeit der Agenda 2030 ein falsches Signal. 

"50 Jahre nach dem Beitritt zu den Vereinten Nationen will die Bundesregierung mehr Verantwortung im Rahmen der UN übernehmen. Der UN-Nachhaltigkeitsgipfel bietet dem Bundeskanzler die Chance, Ansprüche mit Taten zu untermauern, damit die Nachhaltigkeitsziele durch eine globale Kraftanstrengung doch noch bis 2030 erreicht werden", sagt Mathias Mogge.