Bürgermeister verteidigt "Pussy-Riot"-Nominierung für Lutherpreis

Bürgermeister verteidigt "Pussy-Riot"-Nominierung für Lutherpreis
Der Bürgermeister von Wittenberg, Eckhard Naumann (SPD), hat die Nominierung der russischen Punkrock-Band "Pussy Riot" für den Lutherpreis "Das unerschrockene Wort" verteidigt.

"Wir bleiben bei unserem Vorschlag", sagte Naumann am Dienstagabend im Deutschlandradio Kultur. Die Entscheidung für die Nominierung sei formal korrekt und demokratisch zustande gekommen. Auch habe vorher eine kontroverse Diskussion stattgefunden. Er selbst habe für die Nominierung von "Pussy Riot" gestimmt.

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Die Nominierung war auf erhebliche Kritik gestoßen. So hatte der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer von einem "verheerenden Zeichen" gesprochen, sollte die russische Band mit dem Preis ausgezeichnet werden sollte. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), erklärte, die Band habe die Verletzung religiöser Gefühle in Kauf genommen, um eine politische Botschaft zu transportieren. Zu den Gegnern der Nominierung zählt auch der evangelische Propst Siegfried Kasparick aus Wittenberg.

Der Wittenberger Bürgermeister Naumann räumte ein, "Pussy Riot" sei in die Grenzbereiche des Akzeptablen gegangen und habe "sicher" die Gefühle vieler gläubiger Menschen verletzt. Es sei der Stadt Wittenberg aber nicht darum gegangen, Provokationen gegen die Kirche oder den Staat auszuzeichnen. Vielmehr habe "der Mut der jungen Frauen" im Vordergrund gestanden, "bei ihrem Protest zu bleiben, auch unter Repressionen dabei zu bleiben".

Anti-Putin-Aktion in Kathedrale

Die drei Musikerinnen von "Pussy Riot" hatten im Februar mit einem "Punkgebet" in der russisch-orthodoxen Hauptkirche in Moskau gegen Wladimir Putin demonstriert, der damals für das Präsidentenamt kandidierte. Ihr Protest richtete sich auch gegen die Verquickung von Kirche und Politik in Russland. Im August waren die Bandmitglieder wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu je zwei Jahren Zwangslager verurteilt worden. Für Mittwoch ist ein Berufungsverfahren in Moskau angesetzt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der deutschen Lutherstädte wird im April 2013 in Luthers Geburtsort Eisleben zum neunten Mal verliehen. Mit dem Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die im Sinne des Reformators Martin Luther (1483-1546) Zivilcourage gezeigt haben. Die Auszeichnung wird von dem 16 Orte umfassenden Bund der Lutherstädte seit 1996 vergeben.