Bundesregierung sieht keinen umfassenden Fachkräftemangel

Bundesregierung sieht keinen umfassenden Fachkräftemangel

Düsseldorf, Berlin (epd). Die Bundesregierung sieht aktuell keinen grundlegenden Fachkräftemangel in Deutschland. Von einem „umfassenden Fachkräftemangel bzw. von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel“ könne in Deutschland nicht gesprochen werden, heißt es in der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Viele Wirtschaftsverbände beklagen dagegen, dass sie keine geeigneten Fachkräfte mehr für zu besetzende Stellen zu finden. Zuerst hatte die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Mittwoch) darüber berichtet.

Laut Ministerium gab es im dritten Quartal 2022 nach Ergebnissen der Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rund 1,82 Millionen offene Stellen. Demgegenüber seien im Dezember 2022 rund 2,45 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet gewesen. Hinzu kämen die Menschen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, in vorübergehender Arbeitsunfähigkeit sowie in absehbar endender Erwerbstätigkeit. Damit hätten im Oktober 2022 rund 4,35 Millionen Arbeitsuchende für die Besetzung von offenen Stellen zur Verfügung gestanden, erklärte das Arbeitsministerium.

Insgesamt gab es laut Antwort des Ministeriums im vergangenen Dezember nur 26 Berufsgruppen, in denen es mehr gemeldete Arbeitsstellen als Arbeitslose gab. Bei 118 Berufsgruppen sei es genau umgekehrt gewesen. Auch in vielen Engpass-Berufen mit einer hohen Zahl offener Stellen gebe es nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit, etwa auf dem Bau, in der Pflege, im Verkauf oder in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Eine Differenzierung der Unterbeschäftigung nach Berufen konnte das Ministerium nicht vorlegen.

Die stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende Susanne Ferschl betonte, die Potenziale des Arbeitsmarktes müssten in den Blick genommen werden. „Der Handlungsbedarf ist groß, insbesondere bei jungen Menschen im Bereich der Aus- und Weiterbildung.“ Sie schlug eine umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie vor.