Studie: Unterschiedliche Lebenserwartung auch durch Rauchen bedingt

Studie: Unterschiedliche Lebenserwartung auch durch Rauchen bedingt

Wiesbaden (epd). Unterschiede bei der Lebenserwartung innerhalb Deutschlands lassen sich einer aktuellen Studie zufolge „zu einem erheblichen Teil“ auf das Rauchen zurückführen. In Süddeutschland, wo der Anteil von Raucherinnen und Rauchern relativ gering sei, sei die Lebenserwartung von männlichen Rauchern im Jahr 2019 um knapp ein Jahr niedriger als bei nichtrauchenden Männern gewesen, teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden mit. In Nordrhein-Westfalen sei der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen rauchen und nichtrauchenden Männern mit 1,7 Jahren deutlich größer. Raucherinnen lebten im Süden um 0,7 Jahre kürzer, in Nordrhein-Westfalen um 1,3 Jahre.

Die regionalen Unterschiede bei der Verbreitung des Rauchens seien auch historisch bedingt, erläuterte Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe Mortalität am BiB und einer der Studienleiter: „Als sich das Rauchen pandemieartig im 20. Jahrhundert in vielen Ländern ausbreitete, war der Nordwesten Deutschlands stärker betroffen als der Süden.“ Dies sei bis heute sichtbar.

Der Befund der Studie sei kein Widerspruch zu der weit verbreiteten Erklärung, dass die Unterschiede in der Lebenserwartung vor allem sozioökonomische Gründe hätten, sagte BiB-Forschungsdirektor Sebastian Klüsener. Das Rauchen konzentriere sich zunehmend in sozial benachteiligten Bevölkerungsteilen. Dabei wiesen wirtschaftlich schwächere Regionen tendenziell höhere Anteile an Rauchenden auf.

Zur unterschiedlichen Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland hieße es, dass diese nur zu einem kleinen Teil auf das Rauchverhalten zurückzuführen sei. Hier spielt laut BiB der schwierige Transformationsprozess nach der Wende eine große Rolle. Würde niemand rauchen, wäre die Lebenserwartung in Gesamtdeutschland bei Frauen um 0,9 und bei Männern um 1,4 Jahre höher.