Arzt: Knapp ein Drittel der Kinder-Intensivbetten gesperrt

Arzt: Knapp ein Drittel der Kinder-Intensivbetten gesperrt

Köln (epd). Der Kinder-Intensivmediziner Florian Hoffmann zeigt sich besorgt über eine sinkende Zahl von Krankenhaus-Plätzen in seiner Disziplin. Eine Umfrage der Intensivmediziner-Vereinigung DIVI, deren Generalsekretär Hoffmann ist, habe ergeben, dass in ganz Deutschland knapp ein Drittel der Intensivbetten für Jungen und Mädchen zurzeit gesperrt sei, weil das nötige Pflegepersonal fehle. Außerdem lehnte der Arzt im Interview mit dem Deutschlandfunk am Dienstag das Finanzierungssystem über Fallpauschalen für die Kindermedizin als „nicht geeignet“ ab.

Wegen der Fallpauschalen arbeite die Kinderheilkunde „schon lange defizitär“, erklärte der Mediziner vom Dr.-von-Haunerschen-Kinderspital in München. Das Fallpauschalen-System sei zwar „ganz schlau gedacht“ und für die Erwachsenenmedizin „ganz gut“ geeignet, doch in der medizinischen Versorgung von Kindern seien damit fast alle Diagnosen unzureichend finanziert. Mit Fallpauschalen werden medizinische Leistungen nicht nach Dauer und Aufwand einer Behandlung abgerechnet, sondern mit Pauschalbeträgen nach Diagnose.

Der Kinder-Intensivmediziner verwies zur Begründung auf den deutlich höheren Pflegeaufwand bei den jungen Patientinnen und Patienten. „Alles braucht beim Kind länger und braucht mehr Einfühlungsvermögen“, erläuterte Hoffmann. Als Beispiel nannte er eine Blutabnahme: Bei einem Erwachsenen sei sie in der Regel in zwei Minuten erledigt, bei Mädchen und Jungen könne sie jedoch leicht eine halbe bis dreiviertel Stunde dauern.

Für die Kinderheilkunde würden zwar bereits alternative Finanzierungssysteme zur Fallpauschale diskutiert, sagte Hoffmann. Doch es sei „nicht so leicht, da eine gerechte Verteilung der Gelder zu erreichen. Ich glaube, das wird noch ein weiter und schwieriger Weg.“ Zentrales Problem bleibe die Pflege. Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forderte der Kinder-Intensivmediziner, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, um den Personalmangel zu beheben. „Dass man immer nur noch auf einem Zylinder fährt, das geht nicht!“, unterstrich Hoffmann.